Tilmann P. Gangloff setzt sich seit 40 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei erwachsenen Kindern und lebt am Bodensee. Er war über 30 Jahre lang Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, ist ständiges Mitglied der Jury Kindermedien beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und 2023 mit dem Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik ausgezeichnet worden.
"Willkommen bei Habib" erzählt episodisch von zwei Männern, die sich unter normalen Umständen nie kennen gelernt hätten: Der eine ist als junger Bursche aus der Türkei eingewandert, der andere ist Bauunternehmer. Habib (Vedat Erincin) besitzt einen Stehimbiss, Bruno (Thorsten Merten) findet sich eines Tages auf der Straße wieder, weil sein Kompagnon glaubt, er habe zwei Millionen Euro unterschlagen. Da seit Wochen die Müllabfuhr streikt, türmen sich Sperrmüll und Abfallsäcke in den Straßen. Trotzig richtet sich Bruno mit Stuhl und Matratze auf einer Verkehrsinsel zwischen Habibs Imbiss und seinem Firmengebäude ein. Die beiden Männer kommen sich näher, und auf seine mürrische Art trägt Bruno dazu bei, dass der vorbildlich integrierte Habib noch in reifem Alter eine Lektion lernt: Man muss seine alte Heimat nicht verleugnen, wenn man eine neue gefunden hat. Das Drehbuch illustriert Habibs Zwiespalt mit einem treffenden Bild: Nach einigen turbulenten Szenen kommt im Imbiss unter der hässlichen Klinkertapete ein lebensfrohes türkisches Wandmotiv zum Vorschein.
Bis zu diesem Schluss sammeln Baumann und Westermann eine Vielzahl von Augenblicken, einige komisch, andere dramatisch: Habibs nichtsnutziger Sohn (Burak Yigit) hat einen roten Sportflitzer, eine blonde Geliebte und großen Ärger mit einem türkischen Geldverleiher. Habib selbst begegnet seiner großen Jugendliebe und findet heraus, warum er nie wieder von ihr gehört hat. Seine Frau (Theresa Harder) kümmert sich derweil um einen etwas verwirrten alten Mann (Klaus Manchen), der eine alte Schuld begleichen will. Baumann kombiniert diese Episoden mit spielerischer Leichtigkeit zu einem Handlungsfluss, doch letztlich sind es vor allem die ausgezeichnet geführten Darsteller, die "Willkommen bei Habib" sehenswert machen. Sein positives Lebensgefühl verdankt der Film allerdings dem mitreißenden Türkpop von Can Erdogan.


