Kirchliche Soziologin erkennt keine eindeutigen Trends bei AfD-Wählern

Anhänger der Partei Alternative für Deutschland (AfD) halten am 31.10.2015 in Hamburg während einer Kundgebung Fahnen und ein Plakat mit der Aufschrift "Einwanderung braucht strikte Regeln" hoch.
Foto: dpa/Daniel Bockwoldt
Es könne sowohl für die sehr Religiösen als auch für die Nicht-Religiösen "eine Nähe zur Programmatik der AfD" existieren, sagt die Soziologin Hilke Rebenstorf.
Kirchliche Soziologin erkennt keine eindeutigen Trends bei AfD-Wählern
Die Frage, ob die AfD eher von religiösen oder von nicht-religiösen Menschen gewählt wird, ist nach Einschätzung der Soziologin Hilke Rebenstorf nicht eindeutig zu beantworten.

Ausschlaggebend sei eher das Werte- und Glaubenssystem, das religiöse und konfessionslose Menschen hätten, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

So zeigten sozialwissenschaftliche Umfragen, dass Personen, die ihre eigene Religion für die einzig richtige hielten, tendenziell homophober seien als andere. Und unter Menschen, die nicht an eine geistige oder höhere Macht glaubten, sei der Anteil derer höher, die ausländerfeindlich und rassistisch seien.

Nach den Wahlen am Sonntag ist die AfD in den Landtagen von Sachsen-Anhalt (24,2 Prozent), Baden-Württemberg (15,1 Prozent) und Rheinland-Pfalz (12,6 Prozent) vertreten. Für Inhalte wie Homophobie, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Islamfeindlichkeit und die Ablehnung einer "Gender-Diktatur", die Elemente des wissenschaftlich so bezeichneten Rechtsextremismussyndroms sind, stehe die AfD, sagte Rebenstorf. Deshalb könne sowohl für die sehr Religiösen als auch für die Nicht-Religiösen "eine Nähe zur Programmatik der AfD" existieren.

So habe es in Baden-Württemberg eine starke Mobilisierung unter dem Motto "gegen Sexualisierung und Gender-Wahnsinn" gegeben, "die durchaus Evangelische hat anziehen können", sagte sie. Aus den Berichten der Wahlforscher, einige Wähler hätten am liebsten die CSU gewählt, könne auch auf eine "konservative Repräsentationslücke" geschlossen werden.

Generell rät die Soziologin zur Vorsicht. So berichte die Konrad-Adenauer-Stiftung, dass keine auffallende Nähe konfessionell Gebundener zur AfD existiere. Bei der Bundestagswahl 2013 sei der Anteil der AfD-Wähler unter Katholiken und Evangelischen mit vier Prozent deutlich geringer als unter den Konfessionslosen mit sechs Prozent gewesen.

Doch damit sei man "mitten im Interpretationsproblem", sagte Rebenstorf. Bis heute sei die AfD besonders stark in den neuen Bundesländern mit einem Konfessionslosen-Anteil von rund 75 Prozent. Da stelle sich die Frage, ob für die Wahl der AfD eher die Konfessionslosigkeit ausschlaggebend sei oder die Region.

Auch die Meldung, wonach in Rheinland-Pfalz laut Strukturdaten die AfD in evangelisch geprägten Landesteilen durchschnittlich 1,4 Prozentpunkte über ihrem Gesamtergebnis lag, lässt laut Rebenstorf keine eindeutigen Schlüsse zu. Auch das Landesamt weise darauf hin, dass man nicht schließen könne, dass Protestanten häufiger AfD oder SPD wählten, da andere Einflüsse wichtiger sein könnten.