Pflegetag im Zeichen der Ausbildungsreform

Pflegetag im Zeichen der Ausbildungsreform
Laumann weist Kritik privater Arbeitgeber zurück
Die Auseinandersetzung um die Vereinheitlichung der Pflegeberufe prägt in diesem Jahr auch den Deutschen Pflegetag. Die Bundesregierung verspricht sich von der Reform eine Erhöhung der Ausbildungszahlen.

Berlin (epd) Die Reform der Pflegeausbildung steht im Mittelpunkt des diesjährigen Deutschen Pflegetags. Zur Eröffnung des Branchentreffens am Donnerstag in Berlin machte sich der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), für die Gesetzespläne stark, die in der kommenden Woche im Bundestag beraten werden. Der Deutsche Pflegerat sieht Chancen, der mit 1,2 Millionen Pflegekräften größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen zu mehr Einfluss zu verhelfen.

Einheitlicher Berufsabschluss

Die Reformpläne von Union und SPD sehen einen einheitlichen Berufsabschluss für alle Pflegekräfte vor. Die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege soll von 2018 an zusammengefasst werden. Das Schulgeld würde abgeschafft und in allen Bundesländern eine Ausbildungsumlage eingeführt.

Laumann verspricht sich von der Umlage höhere Ausbildungszahlen. Die Steigerung um rund elf Prozent in den vergangenen Jahren gehe allein auf die sechs Bundesländer zurück, die bereits eine Umlage eingeführt haben, sagte er. Pflegeeinrichtungen die Fachkräfte ausbilden, dürften nicht länger durch höhere Personalkosten benachteiligt werden. Pro Jahr werden Laumann zufolge allein in der Altenpflege 20.000 zusätzliche Fachkräfte gebraucht.

Laumann und der Präsident des Pflegerats, Andreas Westerfellhaus, wiesen Kritik an den Reformplänen zurück. Alle offenen Fragen ließen sich im parlamentarischen Verfahren klären, sagte Westerfellhaus. Entscheidend sei, dass die Reform von der Mehrheit in der Branche gewollt sei, weil der Pflegeberuf durch sie aufgewertet werde.

110.000 beginnen pro Jahr Pflege-Ausbildung

Laumann warf den privaten Arbeitgebern in der Pflege vor, die Gesetzespläne nur deshalb abzulehnen, weil sie zu einer besseren Bezahlung der Beschäftigten in der Altenpflege führen könnten. "Wer nicht einmal die Tarifverträge einhält, meint es nicht gut mit der Pflege", sagte er. Altenpflegerinnen verdienen im Durchschnitt rund ein Viertel weniger als Pflegekräfte im Krankenhaus. Bei identischer Ausbildung sei eine unterschiedliche Bezahlung aber kaum noch zu rechtfertigen, sagte Laumann. Zuletzt hatte der Arbeitgeberverband Pflege Laumann und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vorgeworfen, die Sorgen der kleinen und mittleren Pflegeanbieter zu ignorieren.

In der Pflege beginnen pro Jahr rund 110.000 junge Menschen eine Ausbildung, davon 50.000 in der Kranken- und 60.000 in der Altenpflege. Dennoch prognostizieren Experten auf der Basis unterschiedlicher Annahmen einen ungedeckten Bedarf von 135.000 bis zu 210.000 Pflegefachkräften im Jahr 2025. Gründe sind die Alterung der Gesellschaft sowie die mit der Pflegereform eingeleitete bessere Versorgung der Demenzkranken. Sie soll vom kommenden Jahr an umgesetzt werden und erfordert insbesondere in den Heimen mehr Personal. Nach wie vor werden zwei Drittel der Pflegebedürftigen von ihren Familien versorgt.

Der Deutsche Pflegetag unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Gröhe dauert noch bis Samstag. Er wird zum dritten Mal vom Deutschen Pflegerat veranstaltet. Erwartet werden bis zu 6.000 Besucher.