Dabei könnte Helen Dorn (Anna Loos) jede Hilfe brauchen, denn nach einem Bombenanschlag in der Duisburger Innenstadt, bei dem mehrere Passanten gestorben sind, ist sie die einzige, die Zweifel an der naheliegenden Lösung hat: Die Polizei hat ein Bekennervideo eines deutschen Salafisten erhalten; der junge Mann wird bei der Festnahme erschossen. Dass Dorn eine etwas andere Sichtweise der Ereignisse hat, hängt mit ihrer persönlichen Betroffenheit zusammen: Sie war in unmittelbarer Nähe, als die Bombe hochging, ist aber mit einem Knalltrauma davongekommen. Dass sie sich überhaupt dort aufhielt, hat Drehbuchautor Mathias Schnelting allerdings etwas kompliziert eingefädelt: Die Kommissarin hat die Nacht mit einer Zufallsbekanntschaft namens Adrian (Marcus Mittermeier) im Hotel verbracht und am nächsten Morgen ihre Brieftasche vergessen. Der Mann bestellt sie zu einem Café in der Nähe des Hotels, und auf dem Weg dorthin läuft sie direkt in die Explosion hinein. Prompt glaubt sie natürlich, er habe was mit dem Attentat zu tun.
Tilmann P. Gangloff setzt sich seit 40 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei erwachsenen Kindern und lebt am Bodensee. Er war über 30 Jahre lang Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, ist ständiges Mitglied der Jury Kindermedien beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und 2023 mit dem Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik ausgezeichnet worden.
Regisseur Alexander Dierbach hat neben dem Nachkriegs-Dreiteiler "Tannbach" auch einige interessante Krimis inszeniert, darunter den Spürhundfilm "Mantrailer" sowie "Großer schwarzer Vogel", den letzten Berliner "Tatort" mit Dominic Raacke. Mit der RTL-Serie "Countdown – Die Jagd beginnt" hat Dierbach bewiesen, dass er auch Action kann, aber sein Helen-Dorn-Beitrag ist trotz einiger spannender Nervenkitzelmomente vor allem ein Schauspielerfilm. Gerade die von ruppiger Zuneigung geprägten Szenen mit der Kommissarin und ihrem Vater (Ernst Stötzner) sind aufgrund des sparsamen Spiels sehr effizient. Eine interessante Besetzung ist auch Adnan Maral als Kollege vom Staatsschutz, in dessen Weltbild verbrecherische Polizisten keinen Platz haben. Maral ist nicht erst seit "Türkisch für Anfänger" auf komödiantische Rollen festgelegt und darf hier erfolgreich gegen sein Image arbeiten. Obwohl Dierbach den Film insgesamt beinahe ruhig inszeniert, sorgen die winzigen Erinnerungsfetzen, die die Heldin immer wieder an das traumatische Erlebnis erinnern, für viel Dynamik. Kein Wunder, dass Helen Dorn in diesem ungewöhnlich facettenreichen Film noch eigenbrötlerischer als sonst wirkt; im nächsten Film ist Gregor Georgi zum Glück wieder dabei.


