Minister Müller: Religionen sind Partner der Entwicklungszusammenarbeit

Minister Müller: Religionen sind Partner der Entwicklungszusammenarbeit
Die deutsche Entwicklungspolitik setzt künftig stärker auf die Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaften. Entwicklungsminister Müller stellte die neue Strategie vor und lud dazu Vertreter von Religionen und Hilfsorganisationen nach Berlin.

Berlin (epd)Die Bundesregierung will Religionsgemeinschaften stärker zu Partnern in der Entwicklungszusammenarbeit machen. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) stellte am Mittwoch in Berlin eine Strategie zur Rolle der Religionen in der deutschen Entwicklungspolitik vor. "Wir dürfen das Feld nicht den Extremisten überlassen", erklärte er zum Auftakt einer internationalen Konferenz mit Religionsvertretern und Hilfsorganisationen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit müsse sich vielmehr für jene starkmachen, die sich für Frieden und Entwicklung einsetzen.

Zusammen mit religiösen Akteuren

"Die Kraft der Religionen kann zusammenführen", sagte Müller. Als Beispiel nannte der Katholik das Treffen von Papst Franziskus mit dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill auf Kuba nach fast 1.000 Jahren der Trennung beider Kirchen.

Seit seiner Amtsübernahme hat Müller mit Religions- und zivilgesellschaftlichen Vertretern sowie den Vereinten Nationen und Weltbankvertretern an einem Leitfaden gearbeitet, um Religionsgemeinschaften systematisch in der Projektarbeit zu berücksichtigen. Wo mehr erreicht werden könne, indem man Religionsvertreter einbeziehe, "werden wir die Zusammenarbeit mit religiösen Akteuren ausbauen", erklärte Müller zur Vorlage des Strategiepapiers und stellte zugleich klar: Leitprinzip seien die Menschenrechte. "Wir akzeptieren keine Diskriminierung", sagte Müller und versicherte, es werde keine Religionsgemeinschaft bevorzugt.

80 Prozent der Weltbevölkerung gehören einer Religionsgemeinschaft an. Die deutsche Entwicklungspolitik sei weltanschaulich neutral, aber nicht werteneutral, sagte Müller. Gerade heute, wo Religion als Rechtfertigung für Terror und Gewalt missbraucht werde, könne die Entwicklungszusammenarbeit Friedensstifter starkmachen. Religionsvertreter seien vielfach der Motor von Versöhnungsprozessen gewesen, heißt es in dem Strategiepapier. In schwachen Staaten sorgten häufig religiöse Einrichtungen für die Grundversorgung der Bevölkerung.

560 Millionen Christen in 120 Ländern

Der Generalsekretär des Weltkirchenrats, der Norweger Olav Fykse Tveit, sagte, in den vergangenen Jahren habe in der Entwicklungspolitik ein Umdenken stattgefunden. Religiöse Überzeugungen spielten eine zentrale Rolle im Leben der Menschen, für ihre Vorstellungen von einem "guten Leben", ihre Würde, ihre Ziele. Dies müsse in der Entwicklungszusammenarbeit und bei humanitären Einsätzen berücksichtigt werden, sagte Tveit und wies zugleich darauf hin, in welchem Ausmaß sich Religionsgemeinschaften in der Entwicklungshilfe engagieren. Im Weltkirchenrat haben sich 345 protestantische, anglikanische und orthodoxe Kirchen zusammengeschlossen, die rund 560 Millionen Christen in 120 Ländern repräsentieren.

Die Konferenz mit dem Titel "Partner für den Wandel - Religionen und die Agenda 2030" dauert bis Donnerstag und befasst sich mit dem Beitrag der Religionen zur Erreichung der UN-Entwicklungsziele. An dem Meinungsaustausch nahmen auch der Erzbischof von Lahore (Pakistan), Sebastian Francis Shaw, und der Großmufti des Libanon, Scheich Abdul Latif Derian, sowie die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman teil.