Human Rights Watch: Taliban-Kämpfer werben gezielt Kinder an

Human Rights Watch: Taliban-Kämpfer werben gezielt Kinder an
Die Taliban rekrutieren einem Bericht von Human Rights Watch zufolge Kinder. Viele seien in den Kampf geschickt worden.

New York (epd)Die Taliban in Afghanistan haben laut einem Bericht von Human Rights Watch seit Mitte vergangenen Jahres zahlreiche Kinder rekrutiert. Dies verstoße gegen das internationale Verbot des Einsatzes von Kindern als Kämpfern, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch in New York. Die Taliban nutzten Kinder neuesten Erkenntnissen zufolge für verschiedene militärische Zwecke, unter anderem für die Herstellung und das Legen von Sprengsätzen.

Militärisches Training für Kinder

In der Provinz Kundus böten die Taliban immer häufiger in islamischen Religionsschulen militärisches Training für Kinder zwischen 13 und 17 Jahren an, von denen viele auch in den Kampf geschickt worden seien. "Die offensichtliche Strategie der Taliban, steigende Zahlen von Kindern in die Schlacht zu werfen, ist so zynisch und grausam wie gesetzeswidrig", erklärte die bei der Organisation für Afghanistan zuständige Expertin Patricia Gossman. Afghanische Kinder sollten in der Schule und zu Hause bei ihren Eltern sein, nicht "für den Aufstand der Taliban als Kanonenfutter ausgebeutet werden".

Einwohner von Kundus hätten Human Rights Watch erklärt, allein im Bezirk Tschahardara seien 2015 mehr als 100 Kinder rekrutiert und für Kampfhandlungen eingesetzt worden. In der Vergangenheit hätten die Taliban erklärt, sie griffen nur auf Kämpfer zurück, die "mentale und körperliche Reife" erreicht hätten, keine "Jungen ohne Bärte". Einige der Kinder, die in Religionsschulen in den Provinzen Kundus, Tachar und Badachschan angeworben wurden, seien aber sogar jünger als 13 Jahre alt gewesen, erklärte die Organisation. Der Einsatz von Kindern unter 15 Jahren in Kampfhandlungen stelle nach internationalem Recht ein Kriegsverbrechen dar.

Human Rights Watch sprach mit Verwandten von 13 Kindern, die im vergangenen Jahr als Kämpfer von Taliban angeworben wurden, und verifizierte deren Angaben durch Gespräche mit Bürgerrechtsaktivisten, politischen Beobachtern und Vertretern der Vereinten Nationen.