Kölner Polizeipräsident muss gehen

Kölner Polizeipräsident muss gehen
Wegen Silvestervorfällen in einstweiligen Ruhestand versetzt
Der Druck auf den umstrittenen Kölner Polizeipräsidenten Albers war zu groß: Nordrhein-Westfalens Innenminister sah sich am Freitag genötigt, den Beamten in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Aufgeklärt sind die Vorfälle noch lange nicht.

Köln (epd)Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers muss wegen der Vorfälle in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof seinen Hut nehmen. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) versetzte den vor allem wegen schlechten Krisenmanagements in die Kritik geratenen Polizeichef am Freitag in den einstweiligen Ruhestand. Diese Entscheidung sei notwendig, um das Vertrauen der Öffentlichkeit und das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Kölner Polizei zurückzugewinnen, sagte Jäger in Düsseldorf zur Begründung. Er verwies mit Blick auf den bevorstehenden Straßenkarneval auch auf "die anstehenden Großveranstaltungen".

Die Kölner Polizei müsse nun die Vorfälle in der Silvesternacht vollständig aufarbeiten und die notwendigen Konsequenzen ziehen, forderte Jäger. Die Menschen wollten zu Recht wissen, "was in dieser Silvesternacht passiert ist, wer die Täter sind und wie solche Vorfälle zukünftig verhindert werden können". Die Ermittlungsarbeit werde mit voller Intensität fortgeführt. "Wir sind ebenfalls mit Hochdruck dabei, alle Detailfragen zu den Kölner Vorfällen zusammenzutragen, damit wir am kommenden Montag das Parlament, die Öffentlichkeit, die Medien vollumfänglich informieren können", sagte Jäger. Detailfragen zu den Sachverhalten würden erst dann beantwortet.

Albers zeigt Verständnis

Albers zeigte Verständnis für seine Absetzung. Es sei der Kölner Polizei nicht gelungen, "die von den Bürgern in sie gesteckten Erwartungen zu erfüllen" und Menschen ausreichend vor Übergriffen zu schützen. Es gehöre zu seiner Arbeit als Polizeipräsident, "in schwierigen Zeiten Verantwortung zu übernehmen". Die Vorgänge müssten jetzt detailliert aufgearbeitet werden. "Die öffentliche Debatte rund um meine Person ist dazu angetan, diese wichtige Arbeit zu erschweren und zu verzögern", erklärte Albers. Es gehe darum, verlorengegangenes Vertrauen wiederherzustellen. Die an Silvester eingesetzten Beamten nahm Albers ausdrücklich in Schutz.

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, kritisierte Albers' Krisenmanagement als "kommunikatives Desaster". Vor allem die Pressemitteilung der Kölner Polizei am Neujahrsmorgen, in der von einer friedlichen Silvesternacht und einer "entspannten Einsatzlage" die Rede war, sei ein "Schlag ins Gesicht" für die in der Nacht eingesetzten Polizisten gewesen, sagte Wendt im Fernsehsender N24. Erst in den folgenden Tagen seien die wahren Fakten dann nach und nach durchgesickert. Wendt forderte, die Stadt Köln und die Polizeibehörde müssten künftig enger zusammenarbeiten.

Nicht gelungen, die Übergriffe zu verhindern

Ein am Donnerstag bekannt gewordener interner Bericht hatte das Ausmaß der sexuellen Übergriffe auf Frauen und weitere Straftaten in der Silvesternacht deutlich gemacht. Gruppen junger Männer, offenbar vor allem aus dem nordafrikanisch-arabischen Raum, hatten vor dem Kölner Hauptbahnhof zahlreiche Frauen sexuell bedrängt und bestohlen. Bis Freitag wurden 170 Anzeigen erstattet.

Der Polizei war es nicht gelungen, die Übergriffe zu verhindern, die aus einer Menge von zeitweise mehr als tausend Menschen heraus begangen wurden. In einem am Donnerstag von mehreren Medien veröffentlichten internen Bericht eines leitenden Beamten heißt es unter anderem, es seien viel zu wenig Polizisten eingesetzt worden. Am Freitag wurde bekannt, dass die Kölner Polizei in der Silvesternacht offenbar trotz ihrer Überforderung eine angebotene Hundertschaft ablehnte.