Mohammed Wahid al-Barzawi geboren in Damaskus (Syrien), kam mit 16 Jahren nach Deutschland. Er machte hier das Abitur, schloss kürzlich seine Ausbildung an der Schauspielschule ab und arbeitet heute im Theater und beim Film.
Was Wahid bei der Integration in Deutschland geholfen hat
Der wichtigste Faktor war von Anfang an ein klares Ziel vor Augen. Wahid wusste, dass der Weg an die Universität und in die Schauspielbranche nur über sehr gute Deutschkenntnisse und das Abitur führt. Dieses Bewusstsein motivierte ihn, die Sprache so schnell wie möglich zu lernen – er las Bücher, stöberte auf deutschen Webseiten, hörte Hörbücher und übersetzte sich unbekannte Wörter.
Die Erfahrungen vor der Ankunft in Deutschland – Krieg, Flucht und Arbeit im jungen Alter – stärkten seinen Antrieb, die Chance in Deutschland zu nutzen, um sich ganz auf die Bildung zu konzentrieren. Ein weiterer entscheidender Punkt war das Gleichgewicht zwischen dem Bewahren der eigenen kulturellen Wurzeln und der aktiven Teilnahme am deutschen Gesellschaftsleben. So spielte er weiterhin Oud, hörte arabische Musik, las auf Arabisch – und pflegte zugleich Freundschaften mit Deutschen und engagierte sich in sozialen Aktivitäten. Dieses Zusammenspiel gab ihm das Gefühl, dazuzugehören, ohne seine Herkunft zu verlieren.
Wahids Tipps für Neuankömmlinge
Erstens: Von Beginn an klare Ziele setzen und genau wissen, welche Schritte nötig sind, um diese zu erreichen.
Zweitens: Geduld haben und den Weg genießen – Lernen ist ein Prozess, und jeder kleine Fortschritt bringt einen näher ans Ziel.
Drittens: Die Sprache ernsthaft lernen und täglich anwenden – durch Lesen, Zuhören und Gespräche.
Und schließlich: Die eigene Kultur pflegen und gleichzeitig offen für die neue Gesellschaft sein. Dieses Gleichgewicht gibt Stabilität und ermöglicht langfristig Integration, Entwicklung und Erfolg.
Protokoll: Ronnie Darwish
Reza Morvat ist 24 Jahre alt und kommt aus Afghanistan. Er kam zusammen mit seiner Familie im Sommer 2015 nach Deutschland. Ein Jahr später bekam er einen Platz an einer Waldorfschule in Hamburg, strengte sich an und schaffte alle drei Abschlüsse (ESA, MSA und Abitur). Heute studiert er im dualen Studiengang Betriebswirtschaft in Hamburg.
Was Reza Mrovat bei der Integration in Deutschland geholfen hat
2016 entdeckte Reza das Boxen für sich. Er trat der Boxabteilung des FC St. Pauli in Hamburg bei. Der Verein bietet nicht nur Sport an, sondern unterstützt auch soziale Projekte wie das "Flüchtlingsprojekt". Als neu angekommener Jugendlicher hat Reza von diesem Projekt profitiert. Er fand neue Freunde, konnte schnell besser Deutsch sprechen und lernte richtig gut zu boxen. Im Januar 2021 übernahm er die Verantwortung als Jugendtrainer, er will diese Erfahrung an andere weitergeben.
Reza ist überzeugt, dass jeder Neuankömmling seinen eigenen Weg zum Erfolg gestalten kann, wenn er geduldig ist, Misserfolge als Teil des Lernprozesses akzeptiert und die Chancen zum Lernen nutzt. Für ihn war das Boxen eine wichtige Brücke zur sozialen Integration und gut für die persönliche Entwicklung.
Rezas Tipps für Neuankömmlinge
Erstens: Sucht von Anfang an Kontakt zur deutschsprachigen Menschen und fangt an zu reden, auch wenn ihr noch nicht fließend Deutsch sprecht. Je mehr man übt, desto schneller fühlt man sich als Teil der Gesellschaft
Zweitens: Nehmt aktiv am gesellschaftlichen Leben teil – sei es durch Sport, ehrenamtliche Arbeit oder Bildungsangebote. Solche Aktivitäten schaffen nicht nur soziale Kontakte, sondern stärken auch das Selbstvertrauen und das Zugehörigkeitsgefühl.
Drittens: Nichts passiert über Nacht. Man muss ein Ziel haben, hart arbeiten und zugleich den Weg genießen.
Protokoll: Nilab Langar
Nujeen Mustafa, kommt aus Syrien. Der Weg nach Deutschland im Jahr 2015 war der Weg Hunderttausender, doch sie schleppte ihren Rollstuhl, ihre Schmerzen und ihre Fragen hinter sich her. Heute setzt sie sich für Menschenrechte und für die Rechte von Behinderten ein. Sie ist in internationalen Foren aktiv, hielt 2019 eine Rede vor dem Weltsicherheitsrat und arbeitet an Resolutionen zum Schutz von Behinderten mit. Sie ist stolz darauf, sich von einer Geflüchteten auf der Suche nach einem neuen Anfang zu einer Stimme für die Stimmlosen entwickelt zu haben.
Was Nujeen Mustafa bei der Integration in Deutschland geholfen hat
In Deutschland begann sie bei Null. Keine Sprache, keine Bekannten, keine Familie. Da sie minderjährig war, übernahm das Jugendamt die Verantwortung für sie. Ihr war damals nicht bewusst, wie wichtig das war, aber sie spürte bald einen echten Unterschied. Ihr wurde eine Mitarbeiterin zugeteilt, die sich um ihre Integration, ihre Ausbildung und ihre psychosoziale Unterstützung kümmerte.
Ihr erster Schritt war die Schule. Sie kam in eine Klasse mit einem jordanischen Schüler, was ihr half, die Sprachbarriere zu überwinden. Deutsch war bald nicht nur ein Kommunikationsmittel, sondern eine Brücke in ein neues Leben. In Syrien war sie nicht zur Schule gegangen. In Deutschland hat sie Abitur gemacht und studiert.
Im Wohnheim war sie nicht nur eine Verwaltungsnummer. Sie war in einem Basketballverein angemeldet, wurde ständig nach ihren Interessen und Hobbys gefragt und ermutigt, Museen zu besuchen und etwas über Kultur zu lernen. Diese Informationen gaben ihr das Gefühl, dass ihre Meinung geschätzt wurde und sie meine Zukunft gestalten konnte.
Nujeen Mustafas Tipps für Neuankömmlinge
Erstens: Erwartet keine Wunder und verzweifelt nicht.
Zweitens: Nichts geschieht schnell. Veränderungen sind radikal, von der Kultur bis zur Sprache. Aber sie sind nicht unmöglich. Geduld ist notwendig, und frühes Engagement im täglichen Leben macht einen großen Unterschied. Lernt die Sprache und beginnt zu kommunizieren, noch bevor ihr sie beherrscht. Stellt Fragen, experimentiert und bittet um Hilfe.
Drittens: Vergleicht euch nicht mit anderen. Jeder hat seinen eigenen Weg, sein eigenes Tempo und seine eigenen Umstände.
Und schließlich: Erfolge werden nicht nur an Zeugnissen gemessen.
Protokoll: Samah Al Shagdari
Suha Zahra, kommt aus Damaskus. Sie ist fünfzig Jahre alt und hat ein Universitätsabschluss im Fachbereich Vorschulpädagogik. Nach dem Ausbruch des Krieges in Syrien und den daraus resultierenden Tragödien traf Zahra die alles verändernde Entscheidung, 2015 nach Deutschland zu kommen. Für sie war dieser Schritt der Beginn einer neuen Reise hin zu einem stabileren Leben und einer hoffnungsvolleren Zukunft.
Heute, zehn Jahre nach ihrer Ankunft, arbeitet Suha Zahra als Erzieherin in einer Kindertagesstätte in Mainz. Für sie ist damit ein Traum wahr geworden. Dass sie in ihrem Beruf arbeiten kann, zeigt ihre erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft. Sie hat es geschafft – trotz der großen Herausforderungen, mit denen sie anfangs konfrontiert war.
Was Zahra bei der Integration in Deutschland geholfen hat
Zahra betont, dass die Unterstützung, die Neuankömmlinge vom Staat und der Gesellschaft in verschiedenen Bereichen wie Wohnen, Gesundheitsversorgung sowie Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten, für sie von entscheidender Bedeutung war. Ohne diese Unterstützung hätte sie es vielleicht nicht geschafft.
Zahras Tipps für Neuankömmlinge
"Die Sprache ist der Schlüssel zum Land", sagt Zahra mit Nachdruck. "Ohne sie kann man sich in keiner Weise integrieren."
Protokoll: Souzan Nasri
Mohammad Ishaq Fayyazi ist 58 Jahre alt und kommt aus Afghanistan. Auch er ist 2015 nach Deutschland migriert. Er ist Journalist, und Probleme zwangen ihn, zunächst in die Türkei zu fliehen und von dort aus weiter nach Europa und schließlich nach Deutschland zu reisen. Sein Dank geht an Angela Merkel für ihr großes Herz und die Aufnahme von Tausenden Syrern und Afghanen.
Was Mohammad Ishaq Fayyazi bei der Integration in Deutschland geholfen hat
Menschen, die neu ankommen, sind mit den Normen der Gesellschaft nicht vertraut und kennen die Gesetze nicht. Dadurch kommen sie oft in Schwierigkeiten. Mohammad war das bewusst. Deshalb hat er ganz zu Anfang das Buch "Leben in Deutschland" gelesen und sich in Kursen sehr aktiv bemüht, die deutsche Gesellschaft kennenzulernen.
Besonders schwierig war, dass viele Afghanen damals so lange auf die Anerkennung warten mussten und in dieser Zeit kein Recht auf einen Deutschkurs hatten. Für Mohammad war das sehr frustrierend. Er ist zum Jobcenter, zum Sozialamt und zum Ausländerbehörde gegangen, um sich zu beschweren. Ohne Erfolg.
Später haben die Caritas und andere Migrantenorganisationen informelle Kurse organisiert, wo Freiwillige unterrichtet haben. Mohammad war in so einem Kurs. Anfangs waren etwa dreißig Afghanen dabei, aber am Ende waren sie nur noch zu zweit. Es dauerte sechs Monate, bis er meine Anerkennung hatte und sich für den offiziellen Deutschkurs anmelden konnte.
Mohammad Ishaq Fayyazis Tipps für Neuankömmlinge
Erstens: Die deutsche Sprache gut lernen.
Zweitens: Die Gesetze Deutschlands lernen und sie respektieren.
Drittens: Wir kommen aus Gesellschaften, die eine Kultur oder eine Religion hatten, aber in Deutschland kommen wir in eine multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft. Hier gibt es viele Dinge, mit denen wir vielleicht nicht einverstanden sind. Vielleicht sind wir sogar dagegen. Aber das bedeutet nicht, dass wir respektlos sein müssen. Ein Migrant muss verstehen, dass er, solange ihm etwas persönlich keinen Schaden zufügt, kein Recht auf Angriffe oder Respektlosigkeit hat. Zum Beispiel, wenn jemand Homosexualität ablehnt, hat er nicht das Recht, sich in sozialen Medien schlecht über sie zu äußern oder ihre Gruppen anzugreifen.
Viertens: Man sollte keine Verbrechen begehen. Denn wenn jemand in Deutschland ein Verbrechen begeht, wird sein Leben vollständig zerstört. Jemand mit einer Vorstrafe findet weder ein Haus noch einen Arbeitsplatz. Und das bedeutet ein Leben auf der Straße.
Und: Die Kultur, die sozialen Ämter, all die Dinge, die es hier gibt, sind neu und fremd für einen. Das erzeugt ein besonderes Gefühl bei jedem Menschen. Dieses Gefühl führt dazu, dass man trauriger wird und in die Depression rutscht. Wenn jemand deprimiert ist, kann er nicht gut schlafen, er kann nicht gut denken und es entstehen mehr Probleme. "Aber mein ganzes Bestreben war es, diese Depression zu überwinden", erinnert sich Mohammad. "Ich versuchte, mit verschiedenen Freunden in Kontakt zu treten. Und ich versuchte auch, Sport zu treiben. Ich habe versucht, mich tagsüber so müde zu machen, dass ich nachts gut schlafen konnte. So gelang es mir, diese Probleme zu überwinden."
Protokoll: Sona Saher