Von der Polizeiführung verladen

Von der Polizeiführung verladen
Nach den sexuellen Übergriffen gegen Frauen in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof stehen auch die Medien in der Kritik. Drei Fragen an Peter Pauls,
Chefredakteur des «Kölner Stadt-Anzeigers».
06.01.2016
epd
Nina Gödeker (epd-Gespräch)

Frankfurt a.M. (epd)Die Medien hätten zu zögerlich berichtet, lautet der Vorwurf, der nicht nur in den sozialen Medien erhoben wird. Ausgangspunkt der Berichterstattung war in den meisten Fällen eine Pressemitteilung der Kölner Polizei am Neujahrsmorgen, die sich als falsch herausstellte, so auch beim "Kölner Stadt-Anzeiger", wie Chefredakteur Peter Pauls erklärt.

epd: Wann ist der "Kölner Stadt-Anzeiger" in die Berichterstattung über die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln eingestiegen?

Pauls: Nachdem wir Hinweise aus der Leserschaft bekamen, haben wir Samstag und Sonntag aktuell online über die Vorgänge berichtet. Aufgrund des hohen Interesses, der vorliegenden Fakten und der Schwere der Vorwürfe haben wir in der Montag-Ausgabe auf den Seiten 1, 2 (Tagesthema) und 4 (Meinung) berichtet. Das haben wir kontinuierlich fortgesetzt und waren von Wochenbeginn an bis heute auch Ansprechpartner zahlreicher Regionalzeitungen.

epd: Wann war Ihnen klar, dass der Polizeibericht so nicht stimmen kann?

Pauls: Diese Erkenntnis hat sich nach und nach eingestellt. In meinem Leitartikel vom Mittwoch vergleiche ich die Kölner Polizeiführung mit einem Verhörten, der nie mehr aussagt, als er wirklich muss. Es geht hier ja um Informationen, die zwingend von der Polizei kommen müssen: Delikte, Zahl der Verfahren, wieviel Geschädigte, Dunkelziffer. Montagabenabend war mir schlagartig klar, dass die Polizeiführung uns verlädt.

epd: Würden Sie rückblickend die Reaktion des "Kölner Stadt-Anzeigers" als angemessen bezeichnen?

Pauls: Dem jeweiligen Kenntnisstand entsprechend haben wir angemessen berichtet in den uns zur Verfügung stehenden Kanälen Print, Online, Mobil.