Bundespräsident wirbt für gemeinsame Zukunft von Deutschland und Israel

Bundespräsident wirbt für gemeinsame Zukunft von Deutschland und Israel
Bundespräsident Joachim Gauck hat die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland gewürdigt.

Es gebe heute "keine deutsche Identität ohne Auschwitz, und es gibt selbst heute, da Israel ganz anderen Bedrohungen gegenübersteht, keine israelische Identität ohne die Schoah", sagte Gauck laut Redemanuskript am Sonntagvormittag vor Studenten in Jerusalem. In beiden Ländern bestehe aber der starke Wunsch, mit dieser Vergangenheit auf eine Weise umzugehen, "die eine gemeinsame Gegenwart und vor allem eine gemeinsame Zukunft möglich macht".

Gauck sprach in der Hebräischen Universität Jerusalem, die ihm am Sonntag die Ehrendoktorwürde verlieh. Mit seiner zweitägigen Israel-Reise erinnerte Gauck an die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 50 Jahren zwischen Deutschland und Israel.

Der Bundespräsident erinnerte daran, dass anders als die Bundesrepublik die frühere DDR-Führung den Überlebenden der Schoah fast jede Solidarität verweigert habe. Erst im Zuge der friedlichen Revolution 1989 habe das erste und einzig frei gewählte DDR-Parlament das israelische Volk offiziell um Entschuldung "für die Verfolgung und Entwürdigung jüdischer Mitbürger auch nach 1945" gebeten.

Gauck betonte: "Die Vergangenheit wird nicht vergehen." Sie existiere aber immer seltener als trennendes Element fort, dafür "eingewoben in das Geflecht" der beiderseitigen Beziehungen.

Mit Blick auf die Terroranschläge in Paris und in Israel äußerte der Bundespräsident den Wunsch, das Wirklichkeit werden könne "wonach die Menschen sich überall auf der Welt sehnen: nach einem Leben in Würde, in Gerechtigkeit, in Freiheit und Sicherheit".

An Samstagabend hatten der Leipziger Thomanerchor und das Gewandhausorchester in der Oper Tel Aviv das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach aufgeführt. Unter den Gästen waren Gauck und Israels Staatspräsident Reuven Rivlin.