Spendenrekord für 2015 erwartet

epd-bild / Stefan Arend
Der Deutsche Spendenrat rechnet damit, dass Privatpersonen in diesem Jahr insgesamt deutlich mehr als fünf Milliarden Euro spenden.
Spendenrekord für 2015 erwartet
Privatpersonen spendeten bislang 3,4 Milliarden Euro - Zuwächse im humanitären Bereich
In Deutschland spenden mehr Menschen mehr Geld - und das auch noch häufiger als im Vorjahr. Das ist die bisherige Bilanz für 2015 des Deutschen Spendenrats. Vor allem in Not- und Katastrophenfällen wollen die Deutschen finanziell helfen.

Berlin (epd)In diesem Jahr könnte das Spendenaufkommen in Deutschland einen Rekord erreichen. Für 2015 werde mit Spenden von Privatpersonen von insgesamt deutlich über fünf Milliarden Euro gerechnet, teilte der Deutsche Spendenrat am Mittwoch in Berlin mit. Hauptursachen für die hohe Spendenbereitschaft seien das Erdbeben in Nepal im April sowie die Flüchtlingskrise seit August.

Wie stark das Spendenaufkommen bis zum Ende des Jahres ausfällt, werde "auch von der Entwicklung und Stimmungslage der Bevölkerung zum Thema Flüchtlinge" abhängen, betonte die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, Daniela Felser. Zuwächse habe es bislang vor allem im humanitären Bereich gegeben.

18,4 Millionen Menschen spendeten

Bereits in den ersten neun Monaten haben die Bundesbürger demnach rund 3,4 Milliarden Euro gespendet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war das ein Plus von 13,6 Prozent. Rund 18,4 Millionen Menschen - und damit rund eine Million mehr - spendeten von Januar bis September an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen.

Die Zahlen basieren auf einer vom Deutschen Spendenrat in Auftrag gegebenen repräsentativen Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) unter 10.000 Bundesbürgern. Erhoben wurden dabei ausschließlich Spenden von Privatpersonen. Spenden von Unternehmen, Stiftungen, Großspenden oder Gelder aus dem Ausland flossen nicht in die Erhebung.

Die durchschnittliche Spende erhöhte sich von 34 auf 35 Euro. Zudem stieg die Spendenhäufigkeit von 5,1 auf 5,3 Spenden pro Person. Beim Spendenzweck habe vor allem die Not- und Katastrophenhilfe an Bedeutung gekommen. Dazu zählten unter anderem finanzielle Hilfe für die Erdbebenopfer in Nepal aber auch für die Flüchtlingshilfe. Rückgänge gab es dagegen im Bereich Umwelt-/Naturschutz und Kultur-/Denkmalpflege.

Mehr Spenden nach Beginn der Flüchtlingskrise

Nach dem Erdbeben in Nepal im April wurde im Mai ein Zuwachs an privaten Spenden von 33 Prozent registriert, betonte GfK-Managerin Gertrud Bohrer. Nach Beginn der Flüchtlingskrise flossen im September zudem 40 Prozent mehr Spenden als im Vorjahresmonat.

Persönlich adressierte Briefe hätten beim Spenden-Anstoß wieder an Bedeutung gewonnen, betonte Bohrer. Dies sei bei 22,6 Prozent (Vorjahr 18,2 Prozent) der Spendeneinnahmen der Fall gewesen. Der Anteil der Medien stieg leicht an auf 8,2 Prozent (8,1).

Eine deutlich rückläufige Tendenz zeigte sich dagegen bei Kollekten in Kirchengemeinden. Diese hätten 2015 nur noch 6,7 Prozent der entscheidenden Spendenaufrufe ausgemacht, nach 8,6 Prozent im Vorjahr und noch 9,4 Prozent im Jahr 2013. Der rückläufige Trend sei bereits seit mehreren Jahren zu beobachten, sagte Bohrer weiter.

Mehr Geld für kirchliche Organisationen

Bei den Organisationen, an die für Hilfsprojekte gespendet wurde, stieg dagegen die Bedeutung kirchlicher sowie großer nicht konfessioneller Organisationen. So gingen 2015 insgesamt 17,5 Prozent (15,4) der Privatspenden an evangelische Organisationen wie "Brot für die Welt", Diakonie, Kindernothilfe, Christoffel Blindenmission, Johanniter oder die Von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel.

Die Katholische Kirche, Caritas, Misereor, Maltester, Kolpingwerk und andere katholische Organisationen nahmen 13 Prozent (11,1) der Spenden entgegen. Der Anteil der großen nichtkonfessionellen Organisationen wie "Ärzte ohne Grenzen", Aktion Deutschland hilft, Welthungerhilfe, Unicef, Arbeiter-Samariter-Bund, Arbeiterwohlfahrt, Bund für Umwelt und Naturschutz oder der Naturschutzbund Deutschland stieg auf 21,9 Prozent (20,8). Der Anteil kleinerer Organisationen sank in der Gunst der Privatspender dagegen von zuvor 52,7 Prozent auf 47,7 Prozent in 2015.