Weltrisikobericht: Ernährungssicherheit dämmt Auswirkungen von
Naturkatastrophen ein

epd-bild/ADH/Timm Schamberger
Nach dem Erdbeben in Nepal im April sucht ein Mann Habseligkeiten in den Trümmern.
Weltrisikobericht: Ernährungssicherheit dämmt Auswirkungen von Naturkatastrophen ein
Experten fordern Stärkung regionaler Landwirtschaft
Wer hungert, hat bei Naturkatastrophen geringere Chancen, zu überleben. Staaten mit einer unsicheren Lebensmittelsituation können nicht genügend in die Prävention von Umweltkatastrophen investieren. Experten fordern gezielte Maßnahmen.

Berlin (epd)Die Auswirkungen von Naturgewalten wie Erdbeben oder Wirbelstürmen können durch eine gesicherte Ernährung der Menschen eingedämmt werden. "Wer Hunger hat, ist verletzlicher bei Katastrophen, Kriegen und Konflikten", sagte Peter Mucke, Geschäftsführer des Bündnisses Entwicklung Hilft, bei der Vorstellung des Weltrisikoberichts am Dienstag in Berlin. Umgekehrt hätten mit Lebensmitteln gut versorgte Menschen bei eintretenden Naturkatastrophen und Konflikten bessere Überlebenschancen.

"Wer hungert, kann weder Vorräte für den Katastrophenfall anlegen noch langfristige Maßnahmen zur Anpassung an Katastrophenrisiken ergreifen", führte Mucke aus. In solchen Fällen blieben etwa Umweltschutz oder andere vorbeugende Strategien auf der Strecke. Allerdings müsste es rein rechnerisch keinen Hunger geben, sagte Mucke. Hunger entstehe erst durch eine ungerechte Verteilung von Lebensmitteln, Verschwendung, Verluste bei der Ernte oder beim Transport.

Länder am Meer und Inseln besonders in Gefahr

Unter den weltweit 171 untersuchten Ländern weist der Inselstaat Vanuatu im Südpazifik das größte Risiko für eine weitreichende Zerstörung durch Naturkatastrophen auf. Auf den Rängen zwei und drei folgen Tonga und die Philippinien.

Die 15 weltweit am meisten gefährdeten Länder liegen allesamt am Meer oder sind Inselstaaten. Daher sind sie dem Bericht zufolge Naturgefahren wie Überschwemmungen, Wirbelstürmen oder dem Anstieg des Meeresspiegels in besonderem Maße ausgesetzt. Deutschland liegt auf Platz 146. Die geringsten Risiken ermittelte der Bericht anhand 28 verschiedener Indikatoren für Saudi-Arabien (169), Malta (170) und Katar (171).

Um das Katastrophenrisiko in besonders gefährdeten Ländern zu minimieren, müsse eine bessere Ernährung der Bevölkerung gewährleistet werden, betonte Martin Bröckelmann-Simon vom katholischen Hilfswerk Misereor. Dafür sollten die betroffenen Regierungen den konkreten Ernährungsbedarf ermitteln und gezielte Maßnahmen ergreifen. So sollten etwa Kleinbauern und regionale Märkte gestärkt werden, sagte Bröckelmann-Simon. Hier sei etwa der Schutz von Landrechten von zentraler Bedeutung. Zudem sollten vermehrt Hochwasserschutzanlagen gebaut werden.

Verantwortung der internationalen Gemeinschaft

Auch die internationale Gemeinschaft trage eine Verantwortung, die Ernährung für alle Menschen zu sichern, sagte der Entwicklungsexperte weiter. So sollten Industriestaaten auf den Handel mit Produkten verzichten, deren Erzeugung natürliche Lebensgrundlagen zerstören. Zudem hoffe er auf ein mutiges Signal auf dem Ende November beginnenden UN-Klimagipfel in Paris, so dass die Auswirkungen des Klimawandels begrenzt würden.

Der Weltrisikobericht wird jedes Jahr vom Bündnis Entwicklung Hilft vorgelegt. Darin haben sich die Hilfsorganisationen "Brot für die Welt", Christoffel-Blindenmission, Kindernothilfe, medico international, Misereor, terre des hommes und die Deutsche Welthungerhilfe zusammengeschlossen.