Krebsspezialistin: Junge Erkrankte brauchen besondere Unterstützung

epd-bild / Werner Krueper
Patientin während der Chemotherapie. Ein neues Netzwerk will den Erfahrungsaustausch von jungen Krebspatienten erleichtern.
Krebsspezialistin: Junge Erkrankte brauchen besondere Unterstützung
Gerade junge Krebspatienten brauchen eine bessere psychosoziale Begleitung, fordert die Psycho-Onkologin Pia Heußner aus München. Denn es gibt viele Themen, die speziell junge Patienten betreffen.
19.10.2015
epd
Imke Plesch (epd-Gespräch)

München (epd)Die Münchner Psycho-Onkologin Pia Heußner hält eine bessere psychosoziale Begleitung junger Krebskranker für notwendig. "Die typischen Selbsthilfegruppen erreichen die jungen Erwachsenen heute meist nicht mehr", sagte die Leiterin der Psycho-Onkologie am Klinikum Großhadern der Uni München dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Themen, aber auch die Sprache und die Bedürfnisse von jungen und älteren Krebspatienten klafften oft weit auseinander. Ein neues Netzwerk der Bayerischen Krebsgesellschaft, deren Mitbegründerin Heußner ist, soll nun den Erfahrungsaustausch von jungen Krebspatienten erleichtern.

Spezielle Bedürfnisse

Bei den 18- bis 40-Jährigen handelt es sich um die kleinste Gruppe der Neuerkrankten, erklärt Heußner. "Eine 25-Jährige mit Brustkrebs kann den Eindruck bekommen, sie sei die einzige Erkrankte in ihrem Alter. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie zufällig andere junge Krebskranke trifft, ist sehr gering." Dabei gebe es viele Themen, die speziell junge Patienten beträfen - zum Beispiel der Verlust der gerade gewonnenen Unabhängigkeit. "Viele müssen zurück zu ihren Eltern ziehen, weil sie in ihrer Einzimmerwohnung aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen erst einmal nicht mehr bleiben können."

Auch im Berufsleben kann es viele Schwierigkeiten geben: In manchen Studiengängen werden höchstens zwei krankheitsbedingte Fehlsemester toleriert, danach müssen die Studenten von vorne anfangen. Auch eine Ausbildung muss durch die Krankheit eventuell abgebrochen werden. Dazu kommen die finanziellen Schwierigkeiten, wenn man vom Krankengeld leben muss, das nur 70 Prozent des letzten Nettogehaltes beträgt.

Angst vor Spätfolgen

"Familie ist für junge Krebskranke auch ein schwieriges Thema", erklärt Heußner. Wer schon kleine Kinder hat, braucht während der Zeit der Krebsbehandlung oft zusätzliche Betreuungspersonen. Wer noch keine Kinder hat, kann nach der Therapie vielleicht Schwierigkeiten haben, welche zu bekommen.

Auch die Angst vor den oft jahrelangen Nachsorgeuntersuchungen und eventuellen Spätfolgen der Krebsbehandlung ist bei jungen Patienten groß. Das neue Netzwerk für "Junge Erwachsene mit Krebs" der Bayerischen Krebsgesellschaft soll eine Plattform bieten, sich über all diese Themen auszutauschen.

In Deutschland werden jährlich etwa 4.500 Krebs-Neuerkrankungen bei Heranwachsenden und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 39 Jahren diagnostiziert, bei insgesamt rund 450.000 Neuerkrankungen. Die Heilungschancen sind mit rund 80 Prozent recht gut.