Studie fordert weniger strenge Vorschriften für Pflegeheime

epd-bild / Thomas Lohnes
Aufgrund der wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen werden bis zum Jahr 2030 zwischen 145.000 und 320.000 neue stationäre Pflegeplätze gebraucht.
Studie fordert weniger strenge Vorschriften für Pflegeheime
Bis zum Jahr 2030 werden zwischen 145.000 und 320.000 neue Pflegeplätze gebraucht - eine große Herausfroderung für die Pflegebranche. Vorschläge, diese zu meistern, gibt es bereits.

Essen, Berlin (epd)Der steigende Bedarf an Pflegeplätzen und der Fachkräftemangel stellen nach einer aktuellen Studie die Pflegebranche vor große Herausforderungen. Zugleich hemmten zu viele rechtliche Vorgaben private Investitionen in Pflegeheime und ambulante Dienste, teilten das Institut für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft (IEGUS) und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) am Donnerstag in Berlin und Essen mit. Zu befürchten sei eine "Beeinträchtigung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung der Branche", erklärte RWI-Mitarbeiter Ansgar Wübker.

Entsprechend mehr Pflegepersonal

Aufgrund der wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen werden laut RWI-Prognosen bis zum Jahr 2030 zwischen 145.000 und 320.000 neue stationäre Pflegeplätze gebraucht. Entsprechend sei auch mehr Pflegepersonal nötig, heißt es in der Studie, die im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt wurde. Doch in den vergangenen Jahren seien nicht genügend Fachkräfte ausgebildet und viele Vollzeit- in Teilzeitstellen umgewandelt worden. Zudem gebe es wegen schwieriger Arbeitsbedingungen hohe krankheitsbedingte Fehlzeiten.

Die Wirtschaftsforscher fordern deshalb eine verstärkte Ausbildung von Fachkräften, mehr betriebliches Gesundheitsmanagement, die Schaffung von mehr Vollzeitarbeitsplätzen und mehr Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Außerdem plädieren sie für eine Abschaffung der vorgeschriebenen Fachkraftquote von derzeit 50 Prozent in Pflegeheimen. Ein Teil der pflegerischen Aufgaben solle an anderweitig qualifizierte Mitarbeiter delegiert werden können, heißt es. Dazu verweist die Studie auf die Ausbildung zur Pflegeassistenz, die es in Niedersachsen bereits gibt.

Private Kapitalgeber nötig

Für Pflegeheime fordern die Wissenschaftler eine Lockerung der Vorschriften. Immer neue Vorgaben wie etwa die Landesheimgesetze oder länderspezifische Abrechnungsregularien erschwerten "das dringend benötigte Engagement privater Investoren", erklärte IEGUS-Mitarbeiterin Grit Braeseke. Die rechtlichen Bedingungen sollten auf das Notwendigste begrenzt werden und Einzelvorschriften etwa zu Einrichtungsgrößen, Zimmerbelegung und -ausstattung entfallen.

Private Kapitalgeber seien dringend nötig, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, betonen die Autoren der Studie. Bereits im Jahr 2011 hätten private Versorger die Hälfte aller ambulanten und mehr als ein Drittel aller stationären Pflegefälle betreut.