Fernseh-Vorschau für die Woche: "Gott und die Welt: Lampedusa im Pfarrhof" und mehr

Fernseh-Vorschau für die Woche: "Gott und die Welt: Lampedusa im Pfarrhof" und mehr
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 26. September bis zum 2. Oktober?

26.9., WDR Fernsehen, 20.15 Uhr: "Jenseits der Mauer"

Verhafteten "Republikflüchtlingen" gestattete die DDR durchaus die Ausreise; aber ohne ihre Kinder. Autor Holger Karsten Schmidt treibt dieses ganz spezielle Verbrechen gegen die Menschlichkeit in seinem Drehbuch dramaturgisch noch auf die Spitze: Den älteren Sohn darf das Ehepaar Molitor (Edgar Selge, Katja Flint) mitnehmen; die kleine Miriam muss da bleiben. Die Alternative wäre noch schlimmer: Das Ehepaar käme für mindestens sechs Jahre ins Zuchthaus, und beide Kinder würden zur Adoption freigegeben. Friedemann Fromm, der schon mit dem Dreiteiler "Die Wölfe" und der Serie "Weissensee" (die ARD zeigt ab dem 29. September eine neue Staffel) großes zeitgeschichtliches Fernsehen gemacht hat, verzichtet bei der Inszenierung und vor allem der Führung seiner ausnahmslos herausragenden Darsteller konsequent auf große Gesten; und auf Schuldzuweisungen.

27.9., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Lampedusa im Pfarrhof"

Es ist eine zweifelhafte Erfolgsgeschichte: An die dreihundert deutsche Kirchengemeinden haben Hunderte von Flüchtlinge ins Kirchenasyl aufgenommen. Hier sind sie vor Abschiebung sicher. Einer von ihnen ist Ali Zadran. Der 18-Jährige ist aus einem Bergdorf in Afghanistan geflohen, nachdem die Taliban seinen Vater ermordet haben. In Bulgarien erreichte er die Europäische Union, wurde ins Gefängnis gesperrt, geschlagen. Noch heute ist sein Arm verletzt. Von Deutschland aus sollte er wieder nach Bulgarien abgeschoben werden, doch das Verfahren ist jetzt erst einmal ausgesetzt. Ali ist traumatisiert. Allein wenn er den Namen des Landes hört, wird er nervös. Seit fast sechs Monaten ist er nun in einer oberbayerischen Gemeinde im Kirchenasyl. Er kann es kaum erwarten, wieder raus zu dürfen, den Asylantrag zu stellen - vielleicht sogar eine Ausbildung zu beginnen. Schafft er es? Der Film begleitet Ali und andere gestrandete Flüchtlinge in den Kirchengemeinden.

28.9., ARD, 22.45 Uhr: " Die Story im Ersten: Der Ost-West-Report"

"Es wird keinem schlechter, aber vielen besser gehen", hatte Bundeskanzler Kohl den ehemaligen DDR-Bürgern versprochen. 25 Jahre nach der Einheit zieht "Der Ost-West-Report" Bilanz. Ist das Versprechen erfüllt worden? Sind wir zusammengewachsen? Oder gibt es sie noch, die unsichtbare Grenze, die Deutschland wirtschaftlich teilt? Unterscheiden sich die Löhne in Ost und West tatsächlich, wenn man sie in Beziehung zu den Lebenshaltungskosten setzt? Sind die Renten gerecht verteilt? Warum ist die Arbeitslosenquote im Osten höher als im Westen?

Der Westen wiederum hat viel Geld bezahlt für den Aufbau Ost. Was ist aus dem Geld geworden? Und brauchen wir den Soli noch für den Aufbau Ost? Bürgermeister im Westen hätten das Geld lieber für ihre verschuldeten Kommunen. "Der Ost-West Report" überprüft diese Klischees mit Fakten, Statistiken und Ausflügen in die deutsche Wirklichkeit. Der Film geht der Frage nach, ob die wirtschaftliche Angleichung gelungen ist und wer tatsächlich wie von der Einheit profitiert hat.

28.9., ARD, 23.30 Uhr: "Wer hilft mir beim Sterben?"

Als Gabriele Auenmüller die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommt, schließt sie nicht aus, am Ende zum Sterben in die Schweiz zu fahren. Karl Faltenbacher ist sich nach vielen Jahren mit einer unheilbaren Krankheit sicher: Er wünscht sich ärztliche Sterbehilfe und hat bereits Kontakt zu einem Arzt aufgenommen, der dazu bereit ist. Helmut Meile, evangelischer Pfarrer im Ruhestand, leidet an ALS im fortgeschrittenen Stadium. Sein Glaube, seine Familie und sein Arzt haben ihm bisher über Ängste und Schmerzen hinweggeholfen. Wenn die medizinische Kunst ausgereizt ist, hofft aber auch er, dass der vertraute Arzt ihm beim Sterben helfen wird. Im November wird im Bundestag darüber entschieden, ob der Arzt das darf. Dann soll ein neues Gesetz verabschiedet werden, das regelt, ob Ärzte Beihilfe beim Suizid leisten können oder ob ihnen dafür eine Strafe droht. Die Bundesärztekammer ist allerdings gegen jede Unterstützung der Selbsttötung, und das, obwohl Beihilfe zum Freitod strafrechtlich erlaubt ist. Im Bundestag zeichnet sich aktuell eine Mehrheit für eine strafrechtliche Verschärfung der Sterbehilfegesetzgebung ab. Doch laut Umfragen wünscht sich die große Mehrheit der Deutschen, die Möglichkeit ärztliche Beihilfe bei der Selbsttötung in Anspruch nehmen zu können. Der Film begleitet Menschen in den letzten Monaten ihres Lebens, befragt ihre Angehörigen und Ärzte. Er besucht außerdem eine holländische Ärztin, zu deren Alltag Sterbehilfe gehört, und einen Schweizer Arzt, der immer wieder von deutschen Patienten um Hilfe gebeten wird. Zu Wort kommen außerdem Juristen, Ethiker und Politiker, die unterschiedliche Standpunkte gegenüber der geplanten Gesetzesänderung vertreten.

28.9., Arte, 22.55 Uhr: "Hannas Garten"

Hanna hat ihr Leben lang im Kibbuz gelebt und gearbeitet. Auch mit 80 fühlt sie sich nicht zu alt für die landwirtschaftliche Arbeit. Als Rentnerin ist sie jedoch nicht mehr versichert, und so darf sie weder Sträucher stutzen noch Laub rechen. Man rät ihr sogar, ins Altersheim zu gehen. Starrköpfig arbeitet Hanna heimlich nachts weiter, um sich nicht völlig nutzlos zu fühlen. Aber der Kibbuz steht vor der Pleite und muss dringend reformiert werden. Hannas Tochter Yaël treibt die Privatisierung der Kommune voran, um sie wirtschaftlich konkurrenzfähig zu machen. Machtlos müssen die Gründungsmitglieder des Kibbuz mit ansehen, wie die sozialistischen Ideale ihrer Jugend den Werten der westlichen Welt Platz machen. "Hannas Garten" ist der erste lange Spielfilm der israelischen Regisseurin Hadar Friedlich. Für die Rollenbesetzung suchte sie vornehmlich Menschen, die selbst in einem Kibbuz leben. Sensibel erzählt sie vom Konflikt zwischen den Generationen und die dadurch verursachte Einsamkeit der Alten.

29.9., ZDF, 20.15 Uhr: "ZDFzeit: Auf den Spuren der Einheit"

25 Jahre deutsche Einheit: Sind die Deutschen wirklich zu einem Volk zusammengewachsen? Christopher Clark, Australier und Cambridge-Historiker, macht sich auf den Weg durch unser Land.

Im Gepäck hat er einen Spickzettel mit Stichworten, die immer wieder Anlass zu Debatten geben: Wie hoch waren die Kosten der Einheit wirklich? Was wurde aus den verheißenen "blühenden Landschaften"? Wie steht es um die oft beklagte "Mauer in den Köpfen"?

Dabei stützt sich Clark auf aktuelle Zahlen aus Studien und Umfragen, die manche Klischees überraschend widerlegen oder bestätigen. Auf seiner Reise durch die Geschichte der deutschen Einheit besucht Clark Schauplätze in Ost und West. Er reist von der gesamtdeutschen Hauptstadt Berlin nach Bonn, vom darbenden Duisburg ins perfekt restaurierte Dresden, vom schrumpfenden Hoyerswerda in das boomende Jena, vom einst geteilten Mödlareuth an die Unstrut, wo die Rotkäppchen-Sektkellerei eine gesamtdeutsche Erfolgsgeschichte schrieb. Dabei trifft er Menschen, die ihre ganz persönliche Bilanz der deutschen Einheit ziehen, darunter den Schriftsteller Thomas Brussig und Bundespräsident Joachim Gauck.

29.9., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Gesichter der Armut - Leben mit ein paar Cent

Sie nähen unsere Kleidung, gerben Leder für Schuhe und Taschen. Zwölf Stunden Arbeit, jeden Tag. Trotzdem sind die Menschen in den Lieferländern oft bitterarm. Wie kommt es zu dieser Armut? Dieser Frage geht Manfred Karremann am Beispiel von Bangladesch nach, wo viel von dem hergestellt wird, was wir täglich benutzen. Das Land ist nach China der zweitgrößte Textilproduzent der Welt. Hauptgrund für die Armut: Die Waren werden dort unglaublich billig produziert. Etwa neun Cent pro Stunde gibt es für die gefährliche Arbeit in einer Gerberei. Etwas mehr bekommen die Näherinnen in den Textilfabriken. Gerade genug, um zu überleben. Denn darum geht es den Männern, Frauen und Kindern, die jede Arbeit machen, für jeden Lohn. Der Film zeigt die Lebensumstände der Menschen, die acht Flugstunden entfernt für uns arbeiten.

29.9., Arte, 20.15 Uhr: "Unsere schöne nukleare Welt"

Japan, die USA und Frankreich: Diese drei Länder besitzen mehr als die Hälfte aller Nuklearanlagen weltweit. Die Dokumentation beleuchtet die Geschichte verschiedener Standorte seit der Entdeckung des Plutoniums in den Vierzigerjahren: hier der US-amerikanische Nuklearkomplex Hanford, dort die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague und schließlich das kerntechnische Industriezentrum Rokkasho in Nordjapan. Bürger und Lokalpolitiker berichten von den negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in ihrer nahen Umgebung. Anhand von Archivmaterial zeigt der Dokumentarfilm den Aufbau der Atomproduktion, die in abgelegenen Gebieten jeweils unter strengster Geheimhaltung erfolgte. Die zerstörten Landschaften versinnbildlichen die nicht absehbaren Folgen für die Menschheit.

1.10., ZDF, 20.15 Uhr: "Sind wir ein Volk?"

Langsam sind vermutlich alle Aspekte der Wiedervereinigung vor 25 Jahren und der Folgen für Ost und West besprochen. Was noch übrig ist, nehmen Moderatorin Maybrit Illner und Lutz van der Horst unter die Lupe. Die Sendung geht laut ZDF vor allem einer Frage nach, die allerdings allumfassend ist: "Wie tolerant, weltoffen, stolz, unsicher, besserwisserisch, ja, wie einig sind wir eigentlich?" Illner und van der Horst ergründen deutsche Wirklichkeit im 25. Geburtstagsjahr  in einer Mischung aus Analyse und Bestandsaufnahme, gewürzt mit einer Portion Humor.

Auf der Suche nach der "deutschen Seele" reist van der Horst, bekannt als unerschrockener Reporter aus der "heute-show", quer durch die Republik und transportiert Stimmen und Stimmungen aus Ost und West, Nord und Süd. Illner begrüßt ihn und prominente Gäste aus Politik, Sport und Show in der Berliner "Malzfabrik". Die Runde blickt nicht nur auf bewegende Momente aus 25 Jahren deutscher Geschichte zurück, sondern diskutiert auch die aktuelle Frage, wo Deutschland politisch und wirtschaftlich heute steht.

1.10., ZDF, 22.15 Uhr: "Der wilde Osten - das letzte Jahr der DDR"

Keine funktionierende Bürokratie, kein Ordnungsamt, dafür offene Grenzen: 16 Millionen DDR-Bürgern steht 1989 über Nacht die Welt offen, alles scheint möglich. Mit dem Mauerfall am 9. November 1989 beginnt in der DDR ein Jahr zwischen Aufbruchsstimmung und Anarchie. Illegale Clubs, besetzte Wohnungen, eine überforderte Bürokratie und Medien, die erstmals offen berichten: Die Modrow-Regierung hat das Land nicht im Griff. Bis in den Sommer 1990 hinein gibt es keine funktionierende Steuerverwaltung, kein Gewerbeamt. Die öffentliche Verwaltung liegt danieder. Betriebe werden ohne Genehmigung gegründet, so manches bestehende Kombinat besetzt. Die Kombinatsdirektoren werden kurzerhand vor die Tür gesetzt. Doch die fröhliche Anarchie hat ihre Schattenseiten: Gewiefte Abzocker aus dem Westen verkaufen den Ostdeutschen unnötige Versicherungen, überteuerten Ramsch oder fordern in erpresserischer Manier gleich ganze Häuser oder Grundstücke zurück. Dann machen die ersten Großbetriebe dicht. Zwischen 1989 und 1991 verlieren mehr als zweieinhalb Millionen Menschen ihre Arbeit. Der Rückblick beschreibt, wie die Euphorie in Frust umschlägt, und geht der Frage nach, ob das Ende der DDR nicht auch anders und vor allem besser hätte ablaufen können.