TV-Tipp des Tages: "So wie du bist" (3sat)

TV-Tipp des Tages: "So wie du bist" (3sat)
TV-Tipp des Tages: "So wie du bist", 1. September, 20.15 Uhr auf 3sat
Die frisch pensionierte Strafrichterin Helene Offer verursacht einen Verkehrsunfall. Das hat ungeahnte Folgen für ihr Leben. Im Wagen des Unfallgegners sitzt Michalina, ein junges Mädchen mit Down Syndrom.

Seit einigen Jahren sind Menschen mit Down-Syndrom derart oft Protagonisten von Kino- und Fernsehfilmen, dass man fast von einem eigenem Genre sprechen kann. Meist beschreiben die Geschichten einen charakterlichen Wandel, denn zentrale Figur ist häufig ein Mensch, dem durch die Begegnung mit den vermeintlich Behinderten dämmert, dass in Wirklichkeit er der Behinderte ist. Oft sind es junge Männer, die wie in der schwedischen Kinokomödie "Die Kunst, sich die Schuhe zu binden" oder wie in dem Sat.1-Film "Die Mongolettes - Wir wollen rocken!" endlich erwachsen werden.

Ein Wochenende mit Michalina

Die zunächst alles andere als sympathische Hauptfigur in der deutsch-österreichischen Koproduktion "So wie du bist" ist allerdings eine für ihre Gnadenlosigkeit berüchtigte Strafrichterin. Ausgerechnet am Tag ihrer Pensionierung hat Helene (Gisela Schneeberger) einen folgenschweren Unfall: Noch leicht alkoholisiert von der Abschiedsfeier nimmt sie einem anderen Auto die Vorfahrt. Der Fahrer muss schwerverletzt ins Krankenhaus, seine behinderte Tochter Michalina (Juliana Götze) kommt mit dem Schrecken davon. Trotzdem ist der Vorfall natürlich ein gefundenes Fressen für die Presse. Weil Helenes Anwalt (August Schmölzer) ihr die Flucht nach vorn empfiehlt, besucht sie mit zwei Journalisten im Schlepptau die Einrichtung, in der sich Michalina wochentags aufhält. Der Leiter (Cornelius Obonya) nutzt die Gelegenheit, um der alles andere als demütigen Richterin eine Lektion zu erteilen: Er schlägt ihr vor, sich als Zeichen ihres guten Willens am Wochenende um Michalina zu kümmern.

Während die hartherzigen und im Grunde unglücklichen Hauptfiguren solcher Geschichten meist allein durch das Zusammensein mit dem Behinderten zu besseren Menschen werden, findet Autor Uli Brée eine plausible Erklärung für den charakterlichen Wandel Helenes. Sie empfindet zwar nach und nach Zuneigung zu dem Mädchen, das sie mit ihrer unbefangenen, einfachen Klugheit beeindruckt, doch erst eine die offenkundige Ungerechtigkeit lässt sie Partei ergreifen: Michalina und ihr Freund Sebastian (Sebastian Urbanski) dürfen ihre Liebe nicht ausleben, weil seine Eltern das nicht zulassen wollen. Und sowohl das weltliche wie auch das kirchliche Recht untersagen geistig Behinderten die Hochzeit, weil sie nicht geschäftsfähig sind. Also setzt Helene alle nur möglichen Hebel in Bewegung, um dies zu ändern.

Natürlich will so ein Werk immer auch dazu beitragen, dass Vorurteile abgebaut werden. Aber dank der Umsetzung durch Wolfgang Murnberger trägt der Film sein Anliegen nie vor sich her. Dass die stets fröhliche und zudem hübsche Michalina anders ist als die anderen, spielt ohnehin bald keine Rolle mehr, weil Helenes Leben völlig verkorkst ist, wie sich spätestens beim gestörten Verhältnis zu ihrem Sohn zeigt. Ein ganz besonderer Film aber wird "So wie du bist" durch das Zusammenspiel der beiden Hauptdarstellerinnen.

Hervorzuheben ist dabei vor allem die Leistung von Juliana Götze, auch wenn sie keine Überraschung ist: Die Schauspielerin gehört seit vielen Jahren zum Ensemble des Berliner RambaZamba-Theaters und war schon in einem Münchener "Polizeiruf", "Rosis Baby", herausragend. Murnberger ("Die Spätzünder", "Die Abstauber") erweist sich einmal mehr als einer der besten deutschsprachigen Komödienregisseure. Und das getanzte Finale zu dem bekannten Klavierstück aus "Die fabelhafte Welt der Amélie" ist schlicht wunderbar.