Kommunen regen "Willkommensklassen" für Flüchtlingskinder an

Eine Schülerin schreibt in einer Schule in Hamburg das ABC an die Tafel (Symbolfoto).
Foto: dpa/Daniel Reinhardt
Bildung und Betreuung der Flüchtlingskinder sei ein unverzichtbaren Schlüssel zur Integration, so Gerd Landsberg.
Kommunen regen "Willkommensklassen" für Flüchtlingskinder an
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert, in den Schulen und Kindergärten bessere Voraussetzungen für Flüchtlingskinder zu schaffen. "Aus unserer Sicht sollte es Auffang- und Willkommensklassen geben, in denen die häufig traumatisierten Kinder gut und umfassend betreut werden", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagsausgabe).

Es sei notwendig, bereits direkt nach der Ankunft mit integrativen Angeboten, wie etwa Sprachförderung, zu beginnen.

Landsberg betonte, neben Unterbringung, Versorgung und Gesundheitsvorsorge stelle die Integration der Flüchtlingskinder in Schulen oder Kindergärten eine große zusätzliche Aufgabe dar. "Bei rund 800.000 erwarteten Flüchtlingen rechnen wir mit einer großen Zahl an Kindern. Die in den Medien kolportierte Zahl von 400.000 können wir aber nicht bestätigen." Der Städte- und Gemeindebund fordere unter anderem Förderprogramme für Kitas und Schulen. Die den Kommunen entstehenden Kosten müssten von Bund und Ländern umfassend erstattet werden.

Keine Schulpflicht für geflüchtete Kinder?

Den Vorschlag, Flüchtlingskinder aus sogenannten sicheren Drittstaaten von der Schulpflicht auszunehmen, wies Landsberg als "nicht zielführend" zurück. Er bezeichnete die Bildung und Betreuung der Kinder als unverzichtbaren Schlüssel zur Integration. "Wenn wir hier erfolgreich sind, wird sich das auf unser Land positiv auswirken. Notwendig sind zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher sowie bauliche Veränderungen an den Schulen und Kindergärten."

Der Thüringer SPD-Chef und Oberbürgermeister von Erfurt, Andreas Bausewein, hat die generelle Schulpflicht für Flüchtlingskinder infrage gestellt. Für Kinder, über deren Asylantrag noch nicht entschieden sei, müsse die gesetzliche Schulpflicht im laufenden Verfahren ausgesetzt werden, schrieb er in einem Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke). Vertreter von Parteien, Kirchen und Verbänden äußerten am Mittwoch heftige Kritik an dem Vorstoß.