Jazzmusiker: Kirchenmusik fehlt Spontaneität

Jazzmusiker: Kirchenmusik fehlt Spontaneität
Der Jazzmusiker Uwe Steinmetz wünscht sich für die evangelische Kirchenmusik mehr Spontaneität und weniger Perfektionsstreben. Jazz könnte eine ideale protestantische Kirchenmusik sein, sagte der Saxofonist dem evangelischen Monatsmagazin "zeitzeichen".

Schwere "Bluenotes" vermittelten Heimat und jeder Musiker habe beim gemeinsamen Musizieren die Freiheit, eine Führungsrolle einzunehmen. An dieser Freiheit fehle es in der gegenwärtigen Kirchenmusik häufig: "Die Musik in unseren Kirchen ist noch stark von den festen Formen beeinflusst."

Kantoreien oder Bläserchöre stünden unter großem Stress, Ideale zu erfüllen, wie Musik zu klingen hätte, sagt Steinmetz, der mit seinem Ensemble "Waves" Kirchenmusik und Jazz zusammenbringen will. Dabei hätten Bach oder Monteverdi gar nicht so gearbeitet. "Die haben relativ spontan musiziert." So hätten sie eine Musik geschaffen, die mit dem Ort und der Situation verbunden gewesen sei. "Wenn auch den Zuhörern deutlich wird, dass es nicht so sehr um Perfektion geht, sondern um das Situative, das Authentische, gibt das ein Gefühl von Heimat, weswegen sie gerne wieder in die Kirche kommen", argumentiert Steinmetz.

Der ideale Kirchenmusiker müsse "runter von der Empore", empfiehlt der Musikdozent. Ein Kirchenmusiker sei "kein Gralshüter der Traditionen", sondern eine Art musikalischer Direktor, der schaut, welche Menschen in seiner Gemeinde musikalisch Gottesdienste gestalten könnten.

Uwe Steinmetz studierte Saxofon und Musiktheorie in Berlin, Bern, Indien und Boston. Er arbeitet freischaffend als Komponist, Saxofonist und Dozent. Mit dem Lüneburger Organisten Daniel Stickan hat er 2009 das Ensemble "Waves" gegründet.