TV-Tipp des Tages: "Der Heiratsschwindler und seine Frau" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Der Heiratsschwindler und seine Frau" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Der Heiratsschwindler und seine Frau", 7. Mai, 20.15 Uhr im Zweiten
Wenn Heiratsschwindler Herbert Krugschenk das Haus verlässt, um Witwen seine Aufwartung zu machen und sie später um ihr Erspartes zu bringen, ist er perfekt vorbereitet: Seine Frau organisiert die Reisen und weiß genau, welcher Auftritt zu welcher Dame passt.

Eigentlich beginnt die Geschichte erst richtig, als sie schon fast vorbei ist. Das klingt paradox, aber erst gegen Ende bekommt die Hauptfigur jenen Knacks, der sie aus der Bahn wirft. Das Leben mag ein langer, ruhiger Fluss sein, aber reizvoll wird eine Biografie erst durch ihre Brüche; der Fluss sollte also nach Möglichkeit den einen oder anderen Wasserfall oder zumindest ein paar Stromschnellen enthalten. Der Erfolg von Heiratsschwindler Herbert Krugschenk aber besteht gerade darin, Aufregungen und Überraschungen zu vermeiden. Wenn er das Haus verlässt, um Witwen seine Aufwartung zu machen und sie später um ihr Erspartes zu bringen, ist er perfekt vorbereitet: Seine Frau organisiert die Reisen und weiß genau, welcher Auftritt zu welcher Dame passt. Auch wenn Herbert jeden Abend nach getaner Arbeit feststellt, das müsse er alles nicht mehr haben: Sein beschauliches Dasein verläuft in geregelten Bahnen. Deshalb gerät es auch komplett aus den Fugen, als ihn die liebevoll "Schnuck" genannte Gattin eines Tages mir nichts, dir nichts sitzen lässt. Herbert weiß nicht mehr, was er anziehen soll, vergisst seine Brille und vertrödelt den Arbeitstag auf der Parkbank.

Armin Rohde brennt ein regelrechtes Charmefeuerwerk ab

Aber das geschieht erst nach einer Filmstunde, was etwas schade ist, selbst wenn die Geschichte (Buch: Manfred Stelzer, Thomas Oliver Walendy) auch bis zu diesem Zeitpunkt großes Vergnügen bereitet: weil der wunderbare Armin Rohde ein regelrechtes Charmefeuerwerk abbrennt und gleichzeitig durch seine komische Verzweiflung anrührt, wenn Herberts hochfliegende Pläne am Pragmatismus seiner Frau zerschellen. Gisela Schneeberger ist ihm eine ebenbürtige Partnerin. Trotzdem startet der Film erst richtig durch, als Herbert allein klar kommen muss, samt kleinkriminellem Sohn Sigi (Detlev Buck) und dessen Geld in die Schweizer Alpen aufbricht, dort im sündhaft teuren Grand Hotel den ganz großen Coup landen will und prompt, aber in Würde scheitert, weil das einfach nicht seine Liga ist.

Man spürt förmlich, wie eingespielt Rohde und Regisseur Manfred Stelzer mittlerweile sind: "Der Heiratsschwindler und seine Frau" ist ihre achte Zusammenarbeit (darunter neben der "Pommery-Reihe auch "Ein Schnitzel für drei"). Im Unterschied etwa zu seiner lautstarken Rolle als entflohener Sträfling in Hartmut Schoens Thriller "Alleingang", als er lustvoll Vollgas gab, gibt Rohde seine Figur hier viel stärker aus der Hand. Für Wirkung sorgt vor allem das Zusammenspiel aus Blicken, Gesten, Schnitt und Musik. Auch das aber wohldosiert, so dass der Film seine komödiantische Wirkung eher subkutan als oberflächlich entfaltet.

Das gilt fast noch stärker für die zweite Ebene der Handlung, die mit Sigis Entlassung aus dem Gefängnis beginnt. Freundin Trixi (Nadeshda Brennicke) plant schon das nächste Ding. Getreu seiner Devise "Wenn, dann gleich" macht Sigi zunächst mit, aber weil er seine Prinzipien hat, bläst er die Sache mittendrin ab und kümmert sich lieber um seinen Vater. Dass der minimalistische Buck mit seinen trocken vorgetragenen Einzeilern eine schöne Ergänzung zu Rohde ist, kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass er als Sohn ziemlich alt aussieht: Er ist gerade mal sieben Jahre jünger als Rohde.

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Ansonsten aber passt Buck ebenso vortrefflich in die Szenerie wie die weiteren prominenten Darsteller, darunter Sky Du Mont (natürlich als ein Kollege Herberts), Katharina Thalbach (Herberts Tochter) und Nicolette Krebitz als tröstliche Hinterbliebene, die für ein unerwartetes Happy End sorgt.