Rita Süssmuth spricht für eine offenere Flüchtlingspolitik

Rita Süssmuth
Foto: dpa/Jochen Lübke
Rita Süssmuth spricht für eine offenere Flüchtlingspolitik
Rita Süssmuth, diesjährige Trägerin des Reinhard-Mohn-Preises, hat zu mehr Offenheit in der Flüchtlings- und Einwanderungspolitik aufgerufen. Deutschland müsse seine harte Unterscheidung zwischen Migranten und vermeintlich unnützen Flüchtlingen aufgeben, sagte die frühere Bundestagspräsidentin beim Festakt am Donnerstag in Gütersloh.

Süssmuth mahnt offenere Flüchtlingspolitik an - Ehemalige Bundestagspräsidentin mit Reinhard-Mohn-Preis geehrt - Süssmuth sagte, die Menschen, die derzeit aus den Krisenländern nach Europa strömen, müssten als Chance begriffen, ihre Fähigkeiten und Qualifikationen genutzt werden: "Kein Mensch ist illegal, sie haben Rechte!"

Zu einem gelingenden Zusammenleben gehöre auch, das Anderssein des anderen nicht abzulehnen, sondern über Kulturen und Religionen wie den Islam nachzudenken. Eine Wertegemeinschaft brauche aber auch gemeinsame Regeln, betonte Süssmuth.

Sie erhielt den mit 20.000 Euro dotierten Preis der Bertelsmann-Stiftung für ihre Verdienste um eine moderne Einwanderungspolitik. Das Preisgeld stiftet die frühere Familienministerin an Mentorenprojekte für junge Flüchtlinge in ihrer Geburtsstadt Wuppertal, in Dortmund und Osnabrück sowie für die Kinderrechtsorganisation "Save the Children Deutschland".

"Süssmuth hat die Perspektive auf die Einwanderung verändert", sagte die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Mit ihrer Politik habe sie gezeigt, dass Migration auch eine Chance bedeute. Wichtige Impulse für Gesetzesreformen und eine offenere gesellschaftliche Haltung seien von der sogenannten Süssmuth-Kommission zum Thema Zuwanderung ausgegangen, die sie von 2000 bis 2001 leitete. Als Kernstück nannte Kraft die Integrationskurse.

Gleichzeitig habe Süssmuth den Blick auf die Auswanderungsländer gerichtet und sich für Fairness ihnen gegenüber eingesetzt, sagte die Ministerpräsidentin weiter. "Sie ist zu einer Brückenbauerin geworden, zwischen den Menschen innerhalb und auch über die Grenzen hinweg", würdigte Kraft die Preisträgerin. Süssmuth habe sich unermüdlich gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung eingesetzt, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Bertelsmann-Stiftung, Liz Mohn: "Sie vertritt das weltoffene Deutschland."

Der alle zwei Jahre vergebene Preis erinnert an den im Jahr 2009 gestorbenen Gründer der Bertelsmann Stiftung, Reinhard Mohn. Die Auszeichnung soll innovative Ideen für drängende gesellschaftliche und politische Herausforderungen würdigen.