Umfrage: Drei von zehn Deutschen haben Organspendeausweis

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Umfrage: Drei von zehn Deutschen haben Organspendeausweis
Die Organspendeskandale wirken noch immer nach. Inzwischen hat sich aber ein Großteil der Bevölkerung mit dem Thema beschäftigt. Einen Spenderausweis hat laut einer Umfrage fast jeder dritte Deutsche, jeder Zweite würde seine Organe wohl spenden.

Drei Jahre nach dem Organspendeskandal an deutschen Uni-Kliniken kehrt offenbar langsam das Vertrauen in die Transplantationsmedizin zurück. In einer Krankenkassen-Umfrage erklärten 53 Prozent von 1.000 befragten Versicherten, sie seien "bestimmt" oder "wahrscheinlich" zur Organspende bereit. Einen Organspendeausweis hat demnach fast jeder Dritte (31 Prozent). Die Deutsche Stiftung Organspende sieht erstmals wieder "Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation für die Patienten auf der Warteliste". Eine echte Trendwende sei dies aber noch nicht, sagte eine Sprecherin der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe).

Nach der Umfrage der Barmer GEK, die der Zeitung vorliegt, haben sich 87 Prozent der Versicherten mit dem Thema Organspende auseinandergesetzt. Je intensiver die Beschäftigung mit dem Thema war, desto höher sei die Bereitschaft, seine Organe im Todesfall zur Verfügung zu stellen, hieß es.

Von den Befragten wissen 83 Prozent, dass sie Angehörigen mit dem Organspendeausweis im Ernstfall eine schwierige Entscheidung abnehmen können. Nur gut der Hälfte der Versicherten ist aber klar, dass man sich mit einem Ausweis auch bewusst gegen eine Entnahme von Organen aussprechen kann. Bei fast jedem Zweiten (46 Prozent) haben die Organspendeskandale der vergangenen Jahre das Vertrauen in das System der Organvergabe negativ beeinflusst.

Im Jahr 2012 waren Manipulationen an Wartelisten für Organe an mehreren deutschen Uni-Kliniken bekanntgeworden. Seither ging die Zahl der gespendeten Organe deutlich zurück. Vor dem Skandal waren es zwischen 1.200 und 1.300 Spender pro Jahr, 2014 wurden 864 Spender verzeichnet. Die Zahl blieb aber gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. In Deutschland warteten nach Angaben der Stiftung Eurotransplant Anfang dieses Jahres 10.585 Patienten auf ein Spenderorgan.

Organe dürfen in Deutschland entnommen werden, wenn eine Einwilligung des Betroffenen oder der Angehörigen vorliegt und zwei Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod festgestellt haben. Seit Ende 2012 müssen die Krankenkassen ihre Versicherten regelmäßig über die Möglichkeit der Organspende aufklären. Im Jahr 2013 besaßen nach einer Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 28 Prozent der Bevölkerung einen Organspendeausweis.