Studie: Konfessionslose im Osten nehmen Christentum ernster als gedacht

Studie: Konfessionslose im Osten nehmen Christentum ernster als gedacht
Bei vielen Konfessionslosen in Ostdeutschland besteht offenbar ein größeres Interesse an religiösen Sinnfragen als bisher vermutet.

Das geht nach einem Bericht der "Welt" (Samstagsausgabe) aus einer Untersuchung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) hervor. Für die Studie wurden Erfahrungsberichte aus mehreren hundert Glaubenskursen evangelischer Gemeinden in Ostdeutschland ausgewertet. Demnach haben gerade konfessionslose Teilnehmer solcher Erwachsenenkurse ein großes Bedürfnis nach Vermittlung von Wissen über das Christentum sowie der Erfahrung von "Relevanz des Glaubens für den Alltag".

Für Konfessionslose sei es "eine unglaubliche Entdeckung", dass Glaube als Kraft erlebt werden könne, "die ganz unmittelbar hilft, den Lebensalltag und Lebenskrisen zu bewältigen", zitiert die Zeitung die Autorin der Studie, die Erfurter Pfarrerin Dorothee Land. Seit rund 15 Jahren werden in vielen evangelischen Gemeinden Deutschlands solche Glaubenskurse angeboten, bei denen Erwachsene sich zwei bis drei Monate lang in wöchentlichen Gesprächsrunden über Grundfragen des Christentums austauschen.

Alle Erfahrungen mit solchen Kursen in Ostdeutschland zeigten, "dass Distanzierte und Konfessionslose sehr schnell grundsätzliche und private Erfahrungen ansprechen, sobald sie einen Vertrauensraum vorfinden, in dem sie anerkannt werden", sagte Pfarrerin Land der "Welt". Sobald reale Probleme der Familie angesprochen und Grundfragen des Lebens thematisiert werden, öffneten sich "die Leute ganz schnell und erzählen, was ihnen durch den Kopf geht oder widerfahren ist".

Nach den Worten der Autorin schätzen es die Menschen, wenn die Kirche mit ihren Inhalten, Ritualen und Symbolen erkennbar auftritt. "Das nutzen sie als Anlässe für Gespräche, bei denen wir sie dann aber tatsächlich ernst nehmen müssen". Land betonte, dass die Kirche sich auf die "rationale Prägung" vieler Menschen einlassen müsse, die in der DDR sozialisiert worden seien. Sie hätten "ein Denken erlernt, das ihnen als wissenschaftlich erscheint, und das kann man nicht einfach zurückweisen. Nicht Bekehrung, nicht Mitgliederwerbung, sondern der Dialog ist die erste Aufgabe."