Ostermarschierer mahnen zu einer friedlichen Welt

Ostermarsch - Hamburg
Foto: dpa/Bodo Marks
Teilnehmer mit bunte Friedensfahnen auf dem traditionellen Ostermarsch in Hamburg 2014.
Ostermarschierer mahnen zu einer friedlichen Welt
Zwischen Gründonnerstag und Ostermontag sind in West- und Ostdeutschland insgesamt etwa 70 Ostermarschaktionen geplant. Die Demonstranten wollen unter anderem für ein Ende der Kämpfe in der Ukraine, gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr und für den Abzug aller Atomwaffen aus Europa demonstrieren.
27.03.2015
epd
Andreas Rehnolt und Jasmin Maxwell

Die Ostermarschierer warnten im Vorfeld ihrer Aktionen davor, dass etwa der Ukraine-Konflikt weiter eskalieren könne. "Er stört und zerstört das Verhältnis Europas zu Russland", erklärte das Netzwerk Friedenskooperative. Das Ziel militärischer Sicherheit vor Russland trete immer stärker an die Stelle des Ausbaus einer dauerhaften europäischen Friedensordnung unter Einschluss Russlands.

Die Demonstranten wollen auch an die Konflikte in Afghanistan, Syrien, dem Irak und in afrikanischen Staaten erinnern. Dabei habe sich erwiesen, dass militärische Interventionen keinen Frieden schafften, betonte das Netzwerk Friedenskooperative. Vielmehr verlängerten sie Kriege und ließen neue Krisenherde entstehen. Die Friedensaktivisten fordern deshalb auch in diesem Jahr die Einstellung sämtlicher Rüstungsexporte.

Mit Demonstrationen, Kundgebungen, Fahrradtouren, Wanderungen und Festen werben die Ostermarschierer in diesem Jahr für ihre Anliegen. Teilnehmer und Redner bei den unterschiedlichen Aktionen kommen von den beiden großen christlichen Kirchen, den Gewerkschaften, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner sowie aus Parteien und Verbänden.

Gegen Atomwaffen, gegen Rassismus, gegen Krieg

Im westfälischen Gronau ziehen am Karfreitag die Ostermarschierer zur Urananreicherungsanlage. Am Ostersamstag startet in Duisburg und Düsseldorf der Ostermarsch Rhein/Ruhr unter dem Motto "Kriege stoppen - Atomwaffen ächten - zivile Lösungen schaffen". Die Bonner Ostermarschaktion bekennt: "Nein zum Krieg - Flüchtlinge willkommen!"

In vielen Städten wenden sich die Ostermarschierer auch gegen Rassismus und Antisemitismus. So heißt es etwa am Gründonnerstag in Erfurt "Für Demokratie - keine rassistisch-antisemitischen Gruppen in Thüringen". In Chemnitz ziehen die Ostermarschierer unter dem Motto "Gegen Krieg und Fremdenfeindlichkeit - Für internationale Solidarität" durch die Straßen. Daneben sind unter anderem Aktionen in Leipzig, München, Stuttgart, Offenbach, Kassel und Marburg geplant.

Der Ostermarsch in Büchel in der Eifel erinnert an Ostermontag an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren und den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima. Veranstalter ist die Regionalgruppe Cochem-Zell des Internationalen Versöhnungsbundes. Der Ostermarsch vor dem Luftwaffenstützpunkt der Bundeswehr steht unter dem Motto "Atombombe - made in Germany". Die Veranstalter rechnen mit über 100 Teilnehmern.

Komplizierte Antworten sind unsexy

In Hochzeiten zwischen 1968 bis 1983 demonstrierten bei Ostermärschen in Westdeutschland mehrere hunderttausend Menschen gegen den Vietnam-Krieg oder die Nato-Nachrüstung. Davon können die Organisatoren heute nur träumen. Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative räumte ein, dass die Beteiligung momentan "nicht so gut" sei.

Als Grund vermutet er, dass die zahlreichen internationalen Konflikte immer komplexer werden. "Darauf kann man keine einfachen Antworten geben - und komplizierte Antworten sind eben nicht so sexy", sagte Golla dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Aber die Forderungen der Friedensbewegung werden ja nicht wahrer oder falscher dadurch, dass mehr oder weniger Menschen mitlaufen."

Entstanden ist die Ostermarsch-Bewegung in Großbritannien, wo sich am Karfreitag 1958 in London unter der Regie des britischen Philosophen Bertrand Russel erstmals 10.000 Menschen versammelten, um für die atomare Abrüstung zu demonstrieren. In Deutschland fand der erste Ostermarsch 1960 in Hamburg statt.