Kinderschutzbund: Papst-Äußerungen zur Kindererziehung "inakzeptabel"

Kinderschutzbund: Papst-Äußerungen zur Kindererziehung "inakzeptabel"
In seiner Generalaudienz hat Papst Franziskus das Schlagen von Kindern indirekt gerechtfertigt. Franziskus sprach über die Gerechtigkeit von Strafen und nannte eine körperliche Züchtigung als Beispiel. Der Kinderschutzbund kritisierte den Papst und forderte eine klare Aussage gegen körperliche Bestrafung.
06.02.2015
epd
Jens Büttner

Der Deutsche Kinderschutzbund hat Äußerungen von Papst Franziskus zu Gewalt in der Kindererziehung als "inakzeptabel" verurteilt. Bundesgeschäftsführerin Paula Honkanen-Schoberth nannte es am Freitag in Berlin in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) "sehr, sehr schade", dass das Oberhaupt der katholischen Kirche das Schlagen von Kindern als Strafe offenbar erlaube.

"Für uns im Kinderschutzbund ist ganz eindeutig, dass jegliches Schlagen die Würde des Kindes verletzt und das Kind demütigt", sagte Honkanen-Schoberth und fügte mit Blick auf Papst Franziskus hinzu: "Das war keine gute Aussage."

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Die Kinderschutzbund-Bundesgeschäftsführerin verwies auf Artikel 1631 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Dort sei seit dem Jahr 2000 klar geregelt, dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung hätten. Festgelegt sei, dass körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen unzulässig seien. Das ergebe sich auch aus der UN-Kinderrechtskonvention und dem Grundgesetz, wo es heißt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, ergänzte sie.

Seit der Ächtung der körperlichen Bestrafung im Jahr 2000 habe sich das Bewusstsein deutlich geändert, sagte Honkanen-Schoberth weiter. Über 90 Prozent der Eltern sähen heute das Schlagen von Kindern nicht mehr als akzeptables Erziehungsmittel an. Sie fürchte, dass das sich entwickelnde Bewusstsein nun wieder untergraben werde. Dies gelte gerade auch mit Blick auf Länder in Lateinamerika, wo der Katholizismus eine starke Stellung hat. "Ich wünschte mir vom Papst eine ganz klare Positionierung gegen körperliche Bestrafungen", sagte die Bundesgeschäftsführerin.

Papst Franziskus hatte am Mittwoch bei der wöchentlichen Generalaudienz im Vatikan gesagt, Väter müssten in den Familien stärker präsent sein. Sie müssten die eigenen Kinder "korrigieren, ohne zu erniedrigen". Als Beispiel führte er einen Vater an, der zu ihm gesagt habe: "Ich muss manchmal meine Kinder ein bisschen schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu erniedrigen." Franziskus kommentierte das Verhalten des Mannes mit den Worten: "Wie schön! Er weiß um den Sinn der Würde. Er muss sie bestrafen, aber tut es gerecht und geht dann weiter."