Ministerin Hendricks: Mehr Einsatz zur Artenvielfalt nötig

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Ministerin Hendricks: Mehr Einsatz zur Artenvielfalt nötig
Die Bundesregierung bekommt schlechte Noten für den Naturschutz in Deutschland. Umweltverbände und Grüne schlagen Alarm, sie wollen einen Aktionsplan. Umweltministerin Hendricks verspricht schnelle Hilfe.
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Zu viel Stickstoff im Boden, mangelnde Gewässerqualität, zahlreiche Tiere und Pflanzen sterben aus: Es ist ein verheerendes Ergebnis, das der am Mittwoch vom Kabinett gebilligte Indikatorenbericht zum Naturschutz in Deutschland der Bundesregierung bescheinigt. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) forderte daraufhin mehr Engagement für den Artenschutz. "Ohne besondere zusätzliche Anstrengungen werden wir die Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt aller Voraussicht nach nicht erreichen", erklärte Hendricks in Berlin. Die größten Umweltverbände Deutschlands appellierten an die Bundesregierung ein Sofortprogramm in Angriff zu nehmen.

Dem Bericht zufolge werden bei fast allen 19 Indikatoren die Zielwerte verfehlt. Eines der größten Defizite besteht beim zentralen Indikator "Artenvielfalt und Landschaftsqualität". Dort gehe die Schere zwischen Ist-Zustand und Zielwert immer weiter auseinander. Negative Werte bekommen etwa der ökologische Gewässerzustand, oder die Nutzung der Flächen. Auch bei der Reduktion von Stickstoffeinträgen im Boden wurden die Zielmarken nicht erreicht. Hendricks kündigte an, dass ihr Ministerium in diesem Jahr eine Initiative starten wird, um gegen die Defizite vorzugehen.

Umweltverbände fordern Sofortprogramm für mehr Naturschutz

Mit einem gemeinsamen Appell forderten die großen Umweltverbände Bund und Länder auf, die Bemühungen zum Schutz der biologischen Vielfalt rasch zu intensivieren, um Lebensqualität, natürliche Ressourcen und Vielfalt der Arten zu sichern. Sie sprachen sich für ein "ambitioniertes Sofortmaßnahmenprogramm" aus, das bis 2020 Erfolge zeigen soll. Zu den Unterzeichnern gehören der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund), der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), WWF Deutschland, die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sowie der Dachverband Deutscher Naturschutzring (DNR).

Für das Sofortprogramm empfehlen die Umweltschützer eine Aufstockung des Bundesprogramms "Biologische Vielfalt" von bisher 15 Millionen Euro auf mindestens 30 Millionen Euro pro Jahr. Zudem müsse das Ziel, fünf Prozent des Waldes insgesamt in Deutschland und zehn Prozent der öffentlichen Wälder in unbewirtschafteten Naturwald zu überführen, vorangetrieben werden.

Auch die Grünen zeigten sich alarmiert. "Der Bericht legt schonungslos offen, wie wir mit der industriellen Landwirtschaft intakte Natur und Artenreichtum opfern", erklärte die Sprecherin für Naturschutzpolitik bei den Grünen, Steffi Lemke. Die Vergüllung der Böden und Gewässer brächten die Ökosysteme an ihre Belastungsgrenzen. Lemke forderte die Bundesregierung auf, die Reduzierung von Stickstoff und Pestiziden in der Landwirtschaft voranzutreiben.

Mit dem Bericht wird geprüft, ob die Ziele der Bundesregierung zum Erhalt und zur Verbesserung der biologischen Vielfalt erreicht wurden. Er gibt Auskunft über die Artenvielfalt und die Landschaftsqualität, die Gefährdung von wildlebenden Arten und einheimischen Nutztierrassen, sowie über geschützte Gebieten. Zudem wird beleuchtet, welchen Einfluss Verkehr, die Land- und Forstwirtschaft, aber auch der Klimawandel auf die biologische Vielfalt haben.