Bundesregierung will Gesundheitssysteme armer Länder stärken

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Bundesregierung will Gesundheitssysteme armer Länder stärken
Ebola, Kinderlähmung, Pocken oder Keuchhusten: Damit tödliche Krankheiten wirksam bekämpft werden, brauchen die Gesundheitssysteme armer Länder langfristig Unterstützung. Deutschland stellt das Thema in den Fokus seiner G-7-Präsidentschaft.

Tausende Ebola-Tote, Kinder in armen Ländern sterben an Durchfall, Masern oder Keuchhusten: Die Bundesregierung will Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern stärken und gegen die Kindersterblichkeit vorgehen. "Ebola hat in dramatischer Weise gezeigt, wie schnell Entwicklungsanstrengungen zunichtegemacht werden können", sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Montag in Berlin. Wo Menschen kaum Zugang zu medizinischer Versorgung hätten, könne sich ein solches Virus wie in Westafrika besonders leicht und schnell verbreiten.

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Der CSU-Politiker äußerte sich anlässlich der Geberkonferenz für die Impf-Allianz Gavi an diesem Dienstag in Berlin. Nach den Worten Müllers muss die Weltgemeinschaft bei neuen Ausbrüchen von Krankheiten effektiver und schneller reagieren. Dazu solle es künftig eine aus medizinischem Personal bestehende "Weißhelm"-Gruppe geben, die jederzeit einsatzfähig sei, sagte der CSU-Politiker. Dem Minister zufolge wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dazu einen konkreten Vorschlag vorstellen.

Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) betonte, dass die Hilfen für die von Ebola betroffenen Länder weitergehen müssen. Ohne aufeinander mit dem Finger zu zeigen, müsse man aus den Fehleinschätzungen lernen und die Gesundheitssysteme in den Ländern aufbauen und stärken, sagte Gröhe. Zugleich beklagte er eine "Impfmüdigkeit" in Deutschland. Die Möglichkeit zu impfen sei ein Privileg, sagte Gröhe. Wer sein Kind nicht impfe, gefährde nicht nur die Gesundheit des eigenen Kindes, sondern auch die der anderen.

Nach Angaben des Entwicklungsministeriums stellt Deutschland jährlich rund 750 Millionen Euro für Gesundheit in ärmeren Staaten bereit. Bei der Gavi-Geberkonferenz sollen rund 7,5 Milliarden US-Dollar (etwa 6,6 Milliarden Euro) zusammenkommen, um bis 2020 Millionen Kinder in Entwicklungsländern gegen Masern, Keuchhusten oder Pneumokokken impfen zu können. "Jedes einzelne Kind ob im Südsudan, in Indien oder in Pakistan, jedes Kind hat ein Recht auf Leben", sagte Müller. "Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind, häufig an Erkrankungen, die nicht zum Tode führen müssten."

Die Bundesregierung hat mindestens 500 Millionen Euro bis 2020 zugesagt. Am Dienstag wird auch Kanzlerin Merkel zur Geberkonferenz erwartet, die die Schirmherrschaft übernommen hat. Ihre Teilnahme zugesagt haben zudem die Präsidenten von Mali und Tansania, Ibrahim Boubacar Keïta und Jakaya Kikwete. Auch der Milliardär und Stiftungsgründer Bill Gates wird dabei sein.

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Der Verband Entwicklungspolitik (Venro) appellierte an die Bundesregierung, ihren Beitrag aufzustocken. Die zugesagten 500 Millionen Euro bis 2020 reichten nicht aus, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Verbands, Renate Bähr. Die Organisation sprach sich für eine Anhebung von bisher etwa 80 Millionen Euro auf 100 Millionen Euro pro Jahr für die Impf-Allianz aus.

"Ärzte ohne Grenzen" forderte niedrigere Preise für Impfstoffe. Unternehmen wie GlaxoSmithKline und Pfizer sollten den Preis für den Pneumokokken-Impfstoff auf fünf Dollar je Kind senken. Derzeit kosteten die drei Dosen in den durch Gavi unterstützten Ländern mindestens das Doppelte, kritisierte die Nothilfeorganisation.