Bedford-Strohm regt Gesellschaftsvertrag über Tierhaltung an

Bedford-Strohm regt Gesellschaftsvertrag über Tierhaltung an
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sieht die Notwendigkeit, die Bedüfnisse von Landwirten auf der einen Seite und den Marktdruck des Handels auf der anderen neu in Einklang zu bringen.

In der kontroversen Debatte über landwirtschaftliche Tierhaltung schlägt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, einen Gesellschaftsvertrag vor. Eine derartige Vereinbarung über die Zukunft der Nutztierhaltung könnte Landwirtschaft, Politik, Handel "und uns alle als Verbraucher" auf ethisch begründete Leitlinien verpflichten, schreibt Bedford-Strohm in einem Beitrag für das Magazin "top agrar" (Januar-Ausgabe). Spannungen, die zwischen Arbeitsbelastung und Existenzsicherung der Landwirte auf der einen Seite sowie dem Marktdruck des Handels und den ethischen Erwartungen der Gesellschaft andererseits bestünden, müssten neu in Einklang gebracht werden.

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Bei dieser Debatte würden bestimmte technische und wirtschaftliche Entwicklungen wie etwa Betriebe mit immer größeren Tierbeständen oder einseitige Ausrichtung der Tierzucht an gesellschaftliche Akzeptanzgrenzen stoßen, erwartet der bayerische Landesbischof. Zugleich hebt er hervor, dass der einzelne Landwirt nicht für gesamtgesellschaftlich bedingte Entwicklungen in der Tierhaltung zur Rechenschaft gezogen werden könne. "Kein Landwirt hält Tiere, um sie zu quälen", fügte der Theologe hinzu.

Die Bitte um das "tägliche Brot" schließe auch tierische Erzeugnisse wie Milch, Käse, Eier, Wurst und Fleisch ein, argumentiert der Ratsvorsitzende. Deshalb stelle sich die Frage nach dem Umgang mit Tieren: "Werden diese in der Landwirtschaft noch als Mitgeschöpfe wahrgenommen oder ausschließlich als Produktionsfaktor gesehen?" Vor diesem Hintergrund müssten Tierzüchtung, Wissenschaft, Ernährungswirtschaft, Politik und Landwirtschaft neue Wege erkunden, wie Haltungsformen weiter zu entwickeln sind, damit sie den Bedürfnissen der Tiere mehr entsprächen, schreibt Bedford-Strohm.