"Integration ist keine Einbahnstraße"

"Integration ist keine Einbahnstraße"
Migranten werden in der Ausbildung und sogar schon bei der Bewerbung oft abgehängt. Das muss sich ändern, sind Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften sich einig.

Als eine Lösung präsentierten sie beim Integrationsgipfel die assistierte Ausbildung.Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften wollen junge Menschen mit Migrationshintergrund stärker in die berufliche Ausbildung bringen. "Die deutsche Wirtschaft braucht jeden einzelnen Migranten auch in der Ausbildung", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, zum Abschluss des Integrationsgipfels am Montag in Berlin. Zuwandererkinder haben es dabei aber oft schon bei der Bewerbung schwer. "Es gibt, das ist der Befund, noch Diskriminierung", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die zu dem Treffen im Kanzleramt eingeladen hatte.

Der 7. Integrationsgipfel hatte das Thema Ausbildungsbeteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Vordergrund gestellt. Die Ausbildungsanfängerquote lag bei Ausländern 2012 mit rund 29 Prozent gerade einmal halb so hoch wie die deutscher Jugendlicher (59 Prozent). Eine Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration hatte zuletzt zumindest einen Grund dafür offenbart: Bewerber mit ausländisch klingenden Namen werden häufig schon bei der Unterlagensichtung aussortiert. Besonders junge Menschen mit türkischen oder arabischen Namen wurden bei gleicher Qualifikation seltener zum Vorstellungsgespräch eingeladen als Jugendliche mit deutschen Namen.

Merkel und Özoguz fordern Unternehmen zur Öffnung für Migranten auf

Am Ende des Integrationsgipfels stand ein klarer Appell an Gesellschaft und Arbeitgeber, sich mehr für Migranten zu öffnen. "Integration ist keine Einbahnstraße", sagte Merkel. Es gehe nicht nur darum, dass sich Zuwanderer integrieren müssten, sondern auch darum, dass sich die Gesellschaft öffnen müsse, betonte die Regierungschefin.

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Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), benannte als ein Problem, dass jungen Menschen mit Migrationshintergrund der hohe Stellenwert einer beruflichen Ausbildung offenbar nicht klar oder bekannt genug ist. Es sei wünschenswert, wenn junge Migranten einen Studienabschluss anstrebten, sagte Özoguz. Die hohe Abbrecherquote zeige aber, dass es vielleicht doch einen besseren Weg für viele gebe. Eltern müsse die duale Berufsausbildung näher gebracht werden, da sie einen bedeutsamen Einfluss auf Entscheidungen der Kinder hätten.

Konkrete Beschlüsse gab es beim Integrationsgipfel nicht. Dafür kündigte der DGB-Vorsitzende Rainer Hoffmann für das kommende Jahr ein Programm an, über das junge Menschen mit Migrationshintergrund über die komplette Ausbildunsgdauer Unterstützung bekommen sollen. Für die sogenannte assistierte Ausbildung soll es Hoffmann zufolge 10.000 Plätze geben. Finanziert werde das Programm je zur Hälfte von der Bundesagentur für Arbeit und vom Bund mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds. Hoffmann verwies dabei auf entsprechende Absprachen zwischen der Bundesregierung, Arbeitgebern, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften.

Kritik am Integrationsgipfel kam von den Grünen. Es gebe ein Handlungsdefizit, erklärten die Bundestagsabgeordneten Beate Walter-Rosenheimer und Özcan Mutlu. Sie forderten mehr Investitionen in die schulische Bildung, um Chancengerechtigkeit zu ermöglichen, und eine Ausbildungsgarantie für alle jungen Menschen.