Amnesty beklagt Abweisung syrischer Flüchtlinge in der Türkei

Flüchtlingslager in der Türkei
Foto: dpa/Erdem Sahin
Amnesty beklagt Abweisung syrischer Flüchtlinge in der Türkei
Syrische Flüchtlinge werden nach Beobachtungen von Amnesty International regelmäßig an türkischen Grenzen abgewiesen.

Die Türkei habe zwar ihre Grenzen offiziell für syrische Flüchtlinge geöffnet, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag in Berlin. Die Wirklichkeit sehe aber für Hunderttausende Menschen, die vor dem Krieg fliehen, anders aus. Viele würden einfach zurückgeschickt, auf einige sei sogar scharf geschossen worden, sagte die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Selmin Caliskan. Sie berief sich dabei auf den neuen Amnesty-Bericht "Struggling to Survive: Refugees from Syria in Turkey".

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Darin wird auch dokumentiert, dass zwischen Dezember 2013 und August 2014 mindestens 17 Menschen an der Grenze erschossen wurden. Caliskan nannte dies "unerträglich und eine eindeutige Verletzung des Völkerrechts". Dem Bericht zufolge hat die Türkei nur zwei Grenzübergänge uneingeschränkt für Flüchtlinge geöffnet. Auch dort würden regelmäßig Flüchtlinge ohne gültige Reisepässe abgewiesen.

Flüchtlinge, die es über die Grenze geschafft haben, müssten oft unter erbärmlichen Zuständen leben. Nur 220.000 der 1,6 Millionen Menschen lebten in einem der 22 gut ausgestatteten Flüchtlingslager. Außerhalb der offiziellen Lager erhielten nach Angaben türkischer Behörden nur 15 Prozent der syrischen Flüchtlinge Unterstützung von humanitären Organisationen.

Kritik übte Amnesty auch am finanziellen Engagement der internationalen Staatengemeinschaft. Die Türkei habe nicht nur die Hälfte der rund 3,2 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen, sie übernehme auch den Hauptteil der finanziellen Belastung. "Die Zurückhaltung der reichen Staaten ist beschämend", sagte die Generalsekretärin der deutschen Sektion. Bislang habe die Türkei nach eigenen Angaben vier Milliarden US-Dollar für die Flüchtlingskrise aufgewendet, die internationalen Geldgeber wollten bisher lediglich 140 Millionen US-Dollar bereitstellen.