"Linke"-Chef Riexinger: Kirche an ihrem Verhalten messen

"Linke"-Chef Riexinger: Kirche an ihrem Verhalten messen
Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, hat die Kirchen zu mehr Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen.

"Ich würde erwarten, dass engagierte Kirchenleute Partei ergreifen für die Schwächeren in der Gesellschaft. Über Theologie kann man trefflich streiten, aber das Verhalten in der Gesellschaft wäre für mich ein wesentlicher Maßstab für die Beurteilung der Kirchen", sagte der Politiker am Montagabend in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Widerspruch erntete der "Linke"-Chef vom württembergischen evangelische Landesbischof Frank Otfried July.

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July verwies auf zahlreiche diakonische Projekte und mahnte den Parteichef: "Ich würde mir wünschen, dass Sie die Kirchen nicht nur selektiv wahrnehmen." Auf Riexingers Forderung nach einer strikten Trennung von Staat und Kirche und einer Abschaffung der Kirchensteuer antwortete der Landesbischof, der Parteivorsitzende sei "etwas ideologieverhaftet": Schließlich gehörten in Baden-Württemberg rund 80 Prozent der Bevölkerung einer christlichen Kirche an. Zudem leisteten die Kirchen entscheidende Beiträge für das Zusammenleben der Gesellschaft.

Auch der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) verteidigte die Zusammenarbeit von Staat und Kirche. "Um der Hybris einer Welt ohne Gott zu wehren, haben unsere Verfassungsväter das partnerschaftliche Verhältnis zwischen Staat und Kirche vorgesehen. Deutschland ist damit ganz hervorragend gefahren", sagte Beckstein, der Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist. Während die Kirchen in den USA zu "Spendenbettelvereinen" geworden seien, leisteten sie in Deutschland wesentliche Beiträge zum Sozialsystem. "Unser System ist turmhoch überlegen", sagte der CSU-Politiker.

Der frühere FDP-Bundestagsabgeordnete und evangelische Pfarrer Pascal Kober verwies darauf, dass es immer schwieriger werde, im Chor der öffentlichen Meinungsäußerungen gehört zu werden. Kirchliche Äußerungen seien zudem oft zu erwartbar, kritisierte Kober. Als Beispiel prognostizierte er, der Landesbischof werde an Weihnachten sicherlich über Weltfrieden und Flüchtlingsschicksale predigen. "Vielleicht sollten wir wieder mehr überraschen", empfahl Kober.