Kommission zur Aufklärung von Missbrauchsfällen gefordert

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Kommission zur Aufklärung von Missbrauchsfällen gefordert
Die wiederholte Forderung des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung ist eine Reaktion auf einen Aufarbeitungsbericht der Nordkirche. Er hoffe, dass dieser Bericht anderen Landkirchen als Vorbild dienen werde.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, fordert erneut eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs. Es sei wichtig, sich mit den Fällen der Vergangenheit zu befassen, Betroffene anzuhören und dieses Wissen für die Prävention einzusetzen, sagte Rörig am Dienstag in Berlin. Nach seiner Ansicht sollte es Aufgabe der Kommission sein, die Ergebnisse der Aufarbeitung aus Kirchen und anderen Institutionen zusammenzutragen. Ferner sollten die Experten Wege finden, damit auch sexueller Missbrauch in der Familie untersucht werden könne.

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Der Unabhängige Missbrauchsbeauftragte äußerte sich vor dem Hintergrund neuer Aufarbeitungsberichte. Die evangelische Nordkirche stellte am Dienstag in Hamburg die Ergebnisse einer unabhängigen Expertenkommission zu Missbrauchsfällen vor. Er begrüße, "dass jetzt der erste große Aufarbeitungsbericht aus dem Bereich der evangelischen Kirche vorliegt", betonte Rörig. Er hoffe, dass dieser Bericht "Vorbildfunktion für weitere Landeskirchen, Kirchenkreise und Einrichtungen in der evangelischen Kirche" habe.

Nach Angaben Rörigs sollte künftig der Blick mehr auf die Mitwissenden von Missbrauchsfällen gelenkt werden. Sie sollten ermutigt werden, "nicht länger wegzuschauen und zu handeln". So wendeten sich an das Hilfetelefon "Sexueller Missbrauch" des Missbrauchsbeauftragten immer wieder Menschen, die "wissen wollen, ob das, was sie wahrnehmen, bereits Missbrauch ist", sagte Rörig. Aufarbeitung sei ein langwieriger und schmerzhafter Prozess, "aber unumgänglich, um Betroffenen Anerkennung für das ihnen zugefügte Leid zu verschaffen und künftig Gefahren des Missbrauchs zu mindern".