Zeitungen: Manipulationsverdacht bei Organvergabe in Berlin

Zeitungen: Manipulationsverdacht bei Organvergabe in Berlin
Das Deutsche Herzzentrum Berlin steht Medienberichten zufolge unter Verdacht, Patienten bei der Vergabe von Spenderherzen bevorzugt zu haben.

Prüfer sollen mehrere Transplantationen beanstandet haben, wie die "Berliner Zeitung" und der Berliner "Tagesspiegel" am Freitag berichteten. So sollen insgesamt 28 Patienten zwischen 2010 und 2012 hoch dosierte herzstärkende Medikamente bekommen haben, ohne dass dies ausreichend begründet worden sei. Solche Mittel werden dem Bericht zufolge in höheren Dosen nur verabreicht, wenn sich der Zustand von Patienten verschlechtert.

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Die Medikamente könnten, so der vorläufige Verdacht, eingesetzt worden sein, damit Patienten des Berliner Herzzentrums auf den klinikübergreifenden Wartelisten für Spenderherzen vorrücken und somit bei der Vergabe eher berücksichtigt werden. Nach Informationen der "Berliner Zeitung" soll eine Kommission der Ärztekammer bereits im April auf Auffälligkeiten in neun Fällen gestoßen sein. Im Juli habe die Kammer dann Akten von 19 weiteren Patienten angefordert.

Ein vom Deutschen Herzzentrum Berlin beauftragter Rechtsanwalt habe sich am Donnerstag an die Staatsanwaltschaft gewandt und von sich aus eine Prüfung der Vorgänge angeregt. Die Staatsanwaltschaft prüft den Anfangsverdacht einer Straftat, bestätigte ein Sprecher, ohne zu sagen, ob es dabei um bestimmte Ärzte geht.

In Justizkreisen ist bekannt, dass in solchen Fällen auch wegen des Verdachts des versuchten Totschlags ermittelt wird, wie der "Tagesspiegel" berichtete. Hintergrund ist der Mangel an Spenderorganen. Durch unlauteres Hochschieben von Patienten auf den Wartelisten werden andere Erkrankte nach unten geschoben, weshalb sie womöglich zu lange warten, um rechtzeitig ein Organ zu erhalten. Eine Sprecherin des Herzzentrums sagte dem "Tagesspiegel": Um vollständige Transparenz zu erzeugen, habe man sich selbstständig an die Staatsanwaltschaft gewandt. Zu dem laufenden Verfahren äußerte sie sich nicht.

Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) erklärte, die schwerwiegenden Vorwürfe müssten schnell aufgeklärt werden. Bevor er weiter Schritte unternehmen könne, müsse er den schriftlichen Prüfbericht der Ärztekammer abwarten, der frühestens Ende August vorliegen soll. Er habe das Deutsche Herzzentrum um schriftliche Stellungnahme gebeten, welche Maßnahmen ergriffen worden seien, um Missbrauch auszuschließen. Diese Stellungnahme sei am Mittwoch eingetroffen.