Menschenrechtler sieht Einfluss der Indianer in Ecuador schwinden

Foto: epd-bild / Norbert Eisele-Hein
Menschenrechtler sieht Einfluss der Indianer in Ecuador schwinden
Trotz einer der fortschrittlichsten Verfassungen weltweit beklagen Menschenrechtler in Ecuador Defizite bei der Situation der indianischen Bevölkerung.
08.08.2014
epd
Regine Reibling

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit gebe es einen großen Unterschied, sagte Mario Melo, Professor für Menschenrechte an der Katholischen Universität in Quito, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Ureinwohner werden nicht als Menschen mit eigenen Rechten gesehen, sondern als Menschen, aus denen man Vorteile ziehen kann", kritisiert er.

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Als Beispiel nennt Melo Ölförderprojekte im Regenwald. In einigen Fällen seien den Amazonas-Gemeinden für ihre Zustimmung Investitionen wie neue Häuser oder eine Internetverbindung versprochen worden: "Leistungen, die ihnen auch ohne Bedingungen zustehen." Laut Melo wird die indianische Bewegung zwar noch gehört, hat aber in den vergangenen Jahren an Einfluss verloren.

Die Sprache Quechua, die von der Mehrheit der Indianer in Ecuador gesprochen wird, werde nicht für den interkulturellen Dialog, sondern für die Propaganda genutzt. "Es ist eine Sprache, um den Ureinwohnern etwas mitzuteilen, aber nicht um ihnen zuzuhören." Dabei sei die eigene Sprache wesentlich für die Identität und die Autonomie der einzelnen Völker. Aber die Ausbildung in zwei Sprachen, in der Muttersprache und in Spanisch, eine Kernforderung der Indianerbewegung, werde immer mehr ausgehebelt.

In Ecuador gibt es 14 verschiedene Nationen mit jeweils eigener Sprache. Die Verfassung erwähnt aber nur Spanisch, Quechua und Shuar. Dominant sei das Spanische, betont Melo, und immer stärker auch das Englische.  Außerdem werde das Wissen der indianischen Völker über Natur und Gesundheit nicht wertgeschätzt.