UN-Krisentreffen zu Ebola - mehr internationale Hilfe gefordert

UN-Krisentreffen zu Ebola - mehr internationale Hilfe gefordert
Angesichts der tödlichen Ebola-Epidemie fordern Mediziner ein unkonventionelles Vorgehen: Drei führende Ärzte verlangen, Medikamente zuzulassen, die sich noch in der Entwicklung befinden. Die Weltgesundheitsorganisation setzte eine Krisensitzung an.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Krisentreffen in Genf zur Ebola-Epidemie in Westafrika einberufen. In Nigeria wurde der zweite Todesfall durch die Tropenkrankheit bestätigt. Nigeria ist nach Guinea, Liberia und Sierra Leone das vierte Land, in das sich Ebola ausgebreitet hat. In Saudi-Arabien starb nach Angaben des Nachrichtensenders Al-Dschasira ein Mann mit Ebola-ähnlichen Symptomen.

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Unterdessen will die spanische Regierung die ersten Ebola-Infizierten nach Europa holen. Ein 75 Jahre alter spanischer Priester und zwei Nonnen haben sich am katholischen Hospital in der liberianischen Hauptstadt Monrovia infiziert. Sie sollen nach Spanien geflogen werden. Zuvor waren zwei US-Bürger in die Vereinigten Staaten gebracht worden. Bisher starben nach Angaben der WHO in Westafrika fast 900 Menschen durch Ebola, mehr als 1.600 Erkrankte wurden erfasst. Der Hamburger Tropenmediziner Rolf Horstmann hält das Risiko für minimal, dass Ebola nach Deutschland eingeschleppt werden könnte.

Führende Epidemiologen riefen die WHO dazu auf, vielversprechende Medikamente, die sich noch in der Testphase befinden, beschleunigt zuzulassen. Einen entsprechenden Appell verfassten der frühere Leiter des UN-Aids-Programms und Mitentdecker von Ebola im Jahr 1976, Peter Piot, sowie die Professoren David Heyman und Jeremy Farry. Die beiden ausgeflogenen US-Amerikaner, ein Arzt und eine Missionarin, waren mit dem Serum MZapp behandelt worden und zeigten eine Besserung. Das Mittel wurde bisher nur an Affen getestet.

Wer sich ansteckt, kommt nicht mehr raus

Von dem zweitägigen WHO-Krisentreffen werden neue Notfallpläne zur Bekämpfung der Epidemie erwartet. Die UN-Organisation hatte 100 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen Ebola bereitgestellt, die Weltbank 200 Millionen. "Ärzte ohne Grenzen" forderte weit mehr internationale Unterstützung für die betroffenen Länder. Die Nothilfe-Koordinatorin der Organisation, Anja Wolz, bezweifelte in einem Interview des US-Nachrichtensenders CNN, dass Sierra Leone die tödliche Infektion unter Kontrolle bekommen kann.

Die Vorbeugemaßnahmen greifen aus ihrer Sicht noch überhaupt nicht. "Wir haben immer noch ungeschützte Bestattungen, Menschen, die die Beisetzung ohne Desinfektion der Leiche vornehmen", erläuterte die Krankenschwester aus Würzburg, die in einem Ebola-Zentrum in Kailahun im Osten Sierra Leones tätig ist. Auch versteckten sich immer noch Ebola-Patienten, aus Angst liefen auch ihre Kontaktpersonen davon. Die Virus-Infektion wird über Körperflüssigkeiten übertragen. Die Berührung eines Toten gilt als hoch ansteckend.

Die Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm), Gisela Schneider, warnt Entwicklungshelfer, Missionare und Geschäftsleute dringend vor Reisen in die betroffenen Staaten. "Wer sich dort ansteckt, kommt nicht mehr raus", sagte Schneider in Tübingen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Infizierte könnten nicht damit rechnen, ausgeflogen zu werden.

Abschiedsriten begünstigen die Ausbreitung des Virus

Nach den Worten der Ärztin ist der Kampf gegen das Ebola-Virus in der afrikanischen Gesellschaft besonders schwierig. Erkrankte dort hätten vor einer Isolierung viel mehr Angst als Menschen in Deutschland. Auch gehöre es dort zur Abschieds- und Totenkultur, die Gestorbenen noch einmal anzufassen oder zu umarmen. Dadurch komme es immer wieder zu Neuansteckungen. Die Kirchen in Westafrika seien gefordert, alternative Abschiedsriten zu entwickeln - beispielsweise mit Kerzen, Kreuzen und anderen Symbolen.

Die Deutsche Welthungerhilfe unterstützt in Sierra Leone die kommunalen Verwaltungen im Kampf gegen das tödliche Ebola-Virus. In der zweitgrößten Stadt Bo würden umfassende Aufklärungs- und Hygieneprogramme vorangebracht, teilte das Hilfswerk in Bonn mit. Genannt werden Handwaschanlagen an öffentlichen Gebäuden, Kirchen und Moscheen. Neben Radiospots sind auch Schulungen für Staatsbedienstete geplant.