Medica Mondiale sieht Frauen in Afghanistan in Gefahr

Foto: dpa/S. Sabawoon
Medica Mondiale sieht Frauen in Afghanistan in Gefahr
Die Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale ist besorgt um die Sicherheit von Frauen in Afghanistan.
20.07.2014
epd
Jasmin Maxwell

Mitarbeiterinnen der Organisation würden vor Ort immer wieder bedroht, sagte die Sprecherin von Medica Mondiale, Mechthild Buchholz, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Köln. "Es gibt Versuche, bestehende Errungenschaften bei den Frauenrechten zurückzuschrauben." Nach dem Abzug der internationalen Truppen, der in diesem Jahr begonnen hat, seien konservative Kräfte erstarkt, die die Frauenrechte beschneiden wollten.

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Dem Jahresbericht von Medica Mondiale zufolge ist 2013 die Zahl der angezeigten Gewalttaten gegen Frauen in dem Land um 25 Prozent gestiegen. Nach Zahlen der Afghanischen Unabhängigen Menschenrechtskommission wurden in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres 4.154 Gewalttaten registriert, im Vergleichszeitraum 2012 waren es 3.331. "Dabei ist aber nicht klar, ob es wirklich mehr Gewalttaten gab oder ob sich jetzt mehr Frauen trauen, zum Beispiel ihre Väter oder Ehemänner anzuzeigen", sagte Buchholz. Die Frauenrechtsorganisation vertrat im vergangenen Jahr 556 afghanische Frauen vor Gericht.

Zunehmend seien auch Menschenrechtsaktivistinnen und Mitarbeiterinnen von Hilfswerken Ziele von Angriffen, sagte Buchholz weiter. "Die Mitarbeiterinnen von Medica Afghanistan erhalten immer wieder SMS oder Anrufe auf ihr Diensthandy, in denen sie beschimpft oder bedroht werden." Buchholz betonte, Frauenrechtlerinnen in dem Land müssten sich stärker vernetzen, um Einschüchterungsversuchen entgegenzutreten. Darüber hinaus versuchten die Mitarbeiterinnen, Sicherheitsrisiken zu minimieren, indem sie etwa nicht jeden Tag denselben Weg zur Arbeit nähmen.

Medica Mondiale warnte auch vor einem Erstarken von konservativen Kräften in der afghanischen Politik. So bestehe nach wie vor die Gefahr, dass diese Kräfte das noch nicht vom Parlament ratifizierte Gesetz zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen aufweichen oder gar kippen. Das vom damaligen Präsidenten Hamid Karsai 2009 per Dekret erlassene Gesetz stellte erstmals Vergewaltigung, Gewalt in der Familie und Zwangsheirat unter Strafe. Die weitere Entwicklung der Frauenrechte in Afghanistan hänge vor allem vom Ergebnis der Präsidentschaftswahl ab, sagte Buchholz. Nachdem im zweiten Wahlgang Unregelmäßigkeiten aufgetreten waren, werden derzeit die Stimmzettel neu ausgezählt.

Media Mondiale wurde im Jahr 1993 von der Kölner Gynäkologin Monika Hauser gegründet und hilft seitdem Frauen, die von sexualisierter Kriegsgewalt betroffen sind. Die Organisation unterstützt Partnerorganisationen und Projekte in Afghanistan, Bosnien-Herzegowina, Liberia, der Demokratischen Republik Kongo, Uganda, Burundi und Ruanda.