Mehrere tausend Menschen fordern neue Agrarpolitik

Mehrere tausend Menschen fordern neue Agrarpolitik
Mehrere tausend Menschen haben zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin für einen Kurswechsel in der Agrarpolitik demonstriert. An dem Protestzug zum Kanzleramt unter dem Motto "Wir haben es satt" nahmen am Samstag nach Angaben der Veranstalter rund 23.000 Menschen teil.

Zu der Demonstration "gegen Lebensmittelskandale, Gentechnik im Essen und Tierquälerei in Megaställen" hatte ein Bündnis aus mehr als 90 Organisationen aufgerufen, darunter Umwelt- und Tierschutzverbände, Entwicklungsorganisationen und Landwirte. Das Hilfswerk "Brot für die Welt" forderte derweil eine bessere Verteilung des nutzbaren Landes und die Förderung von Kleinbauern in Entwicklungsländern.

"Wenn ein großer Agrarkonzern auf Tausenden Hektar Land eine großartige Ernte und großartige Gewinne einfährt, haben die Menschen, die rundherum leben und hungern, gar nichts davon", sagte die Direktorin der evangelischen Organisation, Cornelia Füllkrug-Weitzel. "Für die Überwindung des Hungers ist die Landfrage eine Schlüsselfrage." Oft würden jedoch Agrarinvestitionen nationaler und internationaler Konzerne gefördert. "Die pachten oder kaufen großflächig Land im Süden, um darauf gewinnträchtig für den Weltmarkt Biomasse für Energie, Tierfutter für unsere Tierfabriken oder Nahrungsmittel für die kaufkräftige Kundschaft in anderen Ländern zu produzieren."

Weiger: Deutsche Politik sei mitverantwortlich für den Hunger in der Welt

Des Weiteren forderten die Demonstranten, Fördermittel für Agrarbetriebe müssten künftig an ökologische und soziale Kriterien sowie Tierschutzstandards gekoppelt werden. Bei Subventionen müssten auch Obergrenzen für Großbetriebe eingeführt und sämtliche Subventionen für den Agrarexport gestrichen werden. Die deutsche Politik sei zunehmend mitverantwortlich für den Hunger in der Welt, indem sie korrupte Systeme mit unterstütze und durch Billigfleischexporte regionale Strukturen zerstöre, kritisierte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger. Auch in Deutschland müssten jährlich viele Bauernhöfe schließen, weil sie mit der Billigproduktion großer Agrarkonzerne nicht mehr mithalten könnten.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sagte, Land sei ausreichend vorhanden. Die Staatengemeinschaft müsse dafür sorgen, dass die Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern auch Anteil daran hätten. Vor allem für Frauen müsse der Zugang zu Land sichergestellt werden, sagte sich vor Beginn des Agrarministertreffens am Rande der Gründen Woche. "Sie sind die wichtigsten Nahrungsmittel-Produzenten vor Ort.

Die Grüne Woche ist die weltgrößte Landwirtschaftsmesse. Sie wurde am Freitag eröffnet und endet am 29. Januar.

epd