"Zerstörtes Vertrauen kann man nicht einfach so reparieren"

"Zerstörtes Vertrauen kann man nicht einfach so reparieren"
Die ersten Überlebenden der Schiffskatastrophe vor der Küste Italiens sind bereits nach Hause zurückgekehrt. Andere, auch Familien aus Hessen, warten noch mit Angst, ob ihre Angehörigen das Unglück überlebt haben oder nicht. Pfarrer Christoph Busch hat sich Gedanken gemacht über das Vertrauen, das bei diesem Unglück zerstört worden ist.
17.01.2012
Von Christoph Busch

Die Bilder, die man sah, konnte ich kaum aushalten: das riesige Schiff, einfach auf die Seite gekippt. Passagiere, die von Bord geführt wurden, in Decken gehüllt, sie liefen wie mit leerem Blick. Viele haben die Katastrophe tatsächlich nicht überlebt. Fast dreißig Menschen werden noch vermisst, darunter fünf aus Hessen. Einer der Überlebenden sagte: es ging alles so schnell. Eine Frau stammelte: ich kann nur noch weinen. Ein anderer wandte sich einfach ab. Dabei hatten sie sich doch alle - wie viele vor ihnen - diesem großen, modernen Kreuzfahrtschiff anvertraut, Costa Concordia. Kann Vertrauen zerstört werden? Ja das kann es!

Weit über 4000 Menschen waren auf dem Schiff. Wahnsinn! Vollgestopft war es mit modernster Technik. Natürlich auch mit modernster Sicherheitstechnik. Aber jetzt heißt es: totale Sicherheit kann es nicht geben. War es menschliches Fehlverhalten? Schwere Vorwürfe gehen an den Kapitän des Unglücksschiffes. Oder war es doch technisches Versagen? Noch weiß es niemand so ganz genau.

Zerbrochenes Vertrauen zurückzugewinnen braucht Zeit

Wenn Sicherheitssysteme nicht mehr halten, kann das fürchterliche Folgen haben. Aber zerstörtes Vertrauen zurückzugewinnen, ist für jeden einzelnen schwer. Aus dem Vertrauen in eine Traumreise, die nur schön werden sollte, ist mit einem Schlag ein schlimmer Albtraum geworden. Und der lässt sich nicht mit ein paar Handgriffen reparieren.

Zerbrochenes Vertrauen zurückzugewinnen braucht Zeit. Sehr viel Zeit! Und dann braucht es Menschen, die die Zurückgekommenen liebevoll begrüßen. Menschen, die ihren leeren Blick ertragen, ihr Schweigen, ihre Tränen. Und: wichtig sind Leute, die das, was die Zurückgekommenen dann erzählen, hören können, sie anhören. Und denen beistehen, die erfahren müssen, dass sie einen Menschen ihrer Familie verloren haben.

Für mich ist in einer solchen Situation ein Gebet wichtig. Als ein Angebot, Worte zu finden: "Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf unseren Wegen".


Der Radio-Zuspruch von Pfarrer Christoph Busch lief in der Sendung "hr4 - Übrigens" am 17. Januar 2012.