Wirbel um Video: Urinierten US-Soldaten auf tote Taliban?

Wirbel um Video: Urinierten US-Soldaten auf tote Taliban?
Ein Video im Internet, auf dem US-Soldaten in Afghanistan auf die blutigen Leichen von angeblichen Taliban-Rebellen urinieren, sorgt in den USA für Wirbel. Das US-Militär hat bereits Untersuchungen eingeleitet, wie US-Medien berichteten.

Das nur 39 Sekunden lange Video kursierte am Mittwochmorgen erstmals im Internet. Darauf sind vier mutmaßliche Marineinfanteristen in Kampfanzügen zu sehen, die lachend über den Körpern von drei Männern ihre Notdurft verrichten. Eine Video-Unterschrift beschreibt die Urinierenden als Mitglieder eines Sniper-Teams der US-Marines aus Camp Lejeune (US-Staat North Carolina), die Toten als Taliban. Der Upload erfolgte nach Angaben der Webseite "Marine Times" über den YouTube-Account "semperfiLoneVoice", der aber am Donnerstag vormittag nicht mehr zu finden war. Das Video ist allerdings auf vielen anderen Accounts ebenfalls zu sehen (beispielsweise hier).

Der "Washington Post" zufolge tragen die Leichen Kleidung in afghanischem Stil, aber es sei unmöglich zu sagen, ob es sich um Zivilisten oder in Kämpfen getötete Rebellen handele. Ein Sprecher der US-Marineinfanterie teilte mit, die im Video gezeigten Handlungen stünden "im Widerspruch zu unseren Kernwerten und spiegeln nicht den Charakter der Marines in unserem Korps wider".

Taliban reagieren empört

Die Taliban reagierten empört auf das Video. "Das ist eine unmenschliche, unmoralische und brutale Tat der Invasoren", sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Kabul.

Der Vorfall werde dazu beitragen, "dass die Amerikaner und ihre Alliierten ein kurzes Leben in Afghanistan haben". Seit zehn Jahren würden die ausländischen Truppen solche Straftaten im Land verüben.

In einer an Medien verschickten SMS eines weiteren Taliban-Sprechers namens Kari Jussif Ahmadi war von "amerikanischer Brutalität" die Rede. Weiter hieß es, keine Religion könne ein solches Verhalten hinnehmen.

Die Echtheit des Videos, das seit Mittwoch im Internet kursiert, ist noch nicht bestätigt. Taliban-Sprecher Mudschahid sagte, das Video werde keine Auswirkungen auf die Pläne der Taliban haben, ein Büro im Golf-Emirat Katar zu eröffnen. Er betonte aber erneut, die Eröffnung des Büros bedeute nicht, dass es Friedensverhandlungen gebe.

dpa/evangelisch.de