Fusion: Die Nordkirche setzt Segel

Fusion: Die Nordkirche setzt Segel
Auf der Synode in Rostock-Warnemünde entscheiden 266 Kirchenparlamentarier über die Fusion der drei evangelischen Landeskirchen in den Bundesländern Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Der nordelbische Bischof Gerhard Ulrich weiß: "Gemeinsam werden wir unseren Auftrag, Gottes Wort zu verkündigen, besser erfüllen, da bin ich sicher." Und weil die Fusion als sicher gilt, wird die Geburtstagsparty schon einmal geplant. Das Motto "Wir setzen Segel."
05.01.2012
Von Hartmut Schulz

Wenn die Verfassunggebende Synode vom 5. bis 8. Januar in Rostock-Warnemünde abschließend grünes Licht gibt, steht dem großen Geburtstagsfest für die Nordkirche am Pfingstsonntag (27. Mai) nichts mehr im Weg. Die Planungen für das zentrale Kirchenfest in Ratzeburg liefen bereits, sagte Organisationsleiter Peter Schulze vom kirchlichen Amt für Öffentlichkeitsdienst in Hamburg dem epd. Das Motto lautet: "Wir setzen Segel."

Die Wahl für den "Festhafen" Ratzeburg ist symbolträchtig: Der Ratzeburger Dom ist aus historischen Gründen Teil der mecklenburgischen Landeskirche, obwohl die Stadtkirchen Ratzeburgs zur Nordelbischen Kirche zählen. Bis zur Wende 1989 wurde der Dom von Nordelbien verwaltet.

"Gemeinsam werden wir den Auftrag, Gottes Wort zu verkündigen, besser erfüllen"

Zuvor muss die Fusion der drei evangelischen Landeskirchen in den Bundesländern Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein allerdings die letzte Hürde nehmen. Und dabei liegt die Messlatte besonders hoch. Müssen doch die 266 Kirchenparlamentarier bei der dritten Lesung mit Zwei-Drittel-Mehrheit der Verfassung zustimmen - und dies jeweils auch in den einzelnen Synode der drei Fusionspartner.

In den beiden vorangegangenen Beratungen über die 130 Verfassungsartikel und das Einführungsgesetz mit den Übergangsbestimmungen war eine einfache Mehrheit ausreichend. Bei der zweiten Lesung der Verfassung im Oktober in Heringsdorf auf Usedom hatte es eine breite Zustimmung gegeben. 188 der 215 anwesenden Synodalen stimmten der Nordkirchen-Grundordnung zu. Anders als bei den Synoden von Nordelbien und Pommern war im mecklenburgischen Kirchenparlament die Zwei-Drittel-Mehrheit um ein paar Stimmen verfehlt worden. Für die jetzt erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheiten muss es von den 140 Nordelbiern 93 Ja-Stimmen geben, von den 69 Pommern 47 Zustimmungen und von den 57 Mecklenburger Synodalen 39 positive Voten.

Bischöfe sind zuversichtlich

Die Fusion der Landeskirchen Mecklenburg, Nordelbien und Pommern mit derzeit rund 2,3 Millionen Mitgliedern soll Pfingsten 2012 in Kraft treten. Kiel ist als Sitz des gemeinsamen Kirchenamts vorgesehen, der künftige Landesbischof soll in Schwerin residieren. In Hamburg, Schleswig und Greifswald wird es Sprengelbischöfe geben. Für eine Übergangszeit bis 2018 soll es in Schwerin einen zusätzlichen Sprengelbischof geben.  Die Nordkirche wäre die erste evangelische Kirchenfusion über die ehemals deutsch-deutsche Grenze hinweg.

Die drei Bischöfe der Partnerkirchen geben sich vor der Entscheidung zuversichtlich. "Gemeinsam werden wir unseren Auftrag, Gottes Wort zu verkündigen, besser erfüllen, da bin ich sicher", sagte der nordelbische Bischof Gerhard Ulrich zum Jahreswechsel 2011/2012. Der Schweriner Landesbischof Andreas von Maltzahn bezeichnete die gemeinsam erarbeitete Verfassung als "tragfähige Grundlage", sein pommerscher Kollege Hans-Jürgen Abromeit äußerte sich wiederholt "dankbar über die geschwisterliche Art der Verhandlungen".

Sollte die Synode entgegen den Erwartungen die Nordkirche nicht in See stechen lassen, findet auch das Fest nicht statt. "Wir haben noch keine Verträge unterschrieben", sagte Organisationsleiter Schulze. "Das machen wir erst unmittelbar nach einem zustimmenden Synodenvotum."

epd