Troy Davis mit Giftspritze hingerichtet

Troy Davis mit Giftspritze hingerichtet
Alle Proteste, alle Empörung weltweit halfen nichts: Der Oberste Gerichtshof der USA hat einen Aufschub der umstrittenen Hinrichtung des als Mörder verurteilten Troy Davis abgelehnt. In der Nacht wurde er im US-Bundesstaat Georgia durch eine Giftspritze hingerichtet.

Trotz weltweiter Proteste ist der wegen Polizistenmordes verurteilte Amerikaner Troy Davis am späten Mittwochabend (Ortszeit) im US-Staat Georgia hingerichtet worden. Davis, der in den 20 Jahren in der Todeszelle stets seine Unschuld betont hatte, starb im Staatsgefängnis Jackson um 23.08 Uhr (Ortszeit/05.08 Uhr MESZ) durch eine Giftspritze, sagte eine Gefängnisbeamtin vor Journalisten.

Oberster US-Gerichtshof lehnt Gnadengesuch ab

Bis zuletzt hatten die Anwälte des 42-Jährigen für einen Exekutionsaufschub gekämpft und als letztes Mittel kurz vor dem Hinrichtungstermin den obersten US-Gerichtshof in Washington angerufen. Die neun Richter des Supreme Courts benötigten mehrere Stunden, um den Antrag der Verteidigung abzulehnen. Die Vollstreckung des Todesurteils war in letzter Minute aufgehalten worden, weil der Supreme Court in Washington über den Antrag von Davis' Anwälte beriet. Der eigentliche Vollstreckungstermin wäre um 19 Ortszeit (1 Uhr MESZ) gewesen.

Troy Davis. Foto:dpa/Georgia Department of Corrections

In der Zeit warteten mehrere Hunderte Menschen gebannt vor dem Gefängnis. Sie protestierten mit Schildern und Sprechkören, riefen immer wieder "Todesstrafe? Zur Hölle nein!" und "Befreit Troy Davis", berichtete der US-Fernsehsender CNN. Ein Großaufgebot von Polizisten in Kampfausrüstung beobachtete die Lage. Auch vor dem Weißen Haus in Washington hatten zuvor rund 100 Menschen für Davis demonstriert.

Kampf bis zum letzten Atemzug

Stunden vor seiner umstrittenen Hinrichtung hat der in den USA zum Tode verurteilte Häftling Davis auf seiner Unschuld beharrt. In einem Brief an seine Unterstützer sagte er, dass er Frieden gefunden habe, aber bis zum letzten Atemzug kämpfen werde. Zehntausende weltweit haben die für Mittwochabend angesetzte Exekution in Jackson (US-Bundesstaat Georgia) mit Mahnwachen und Protestkundgebungen begleitet.

Der Fall Davis gilt als einer der umstrittensten seit Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA vor 35 Jahren. Hunderttausend Menschen in allen Teilen der Welt hatten für eine Verschonung des heute 42-Jährigen gekämpft, auch eine Reihe Prominenter setzte sich für ihn ein - darunter Papst Benedikt XVI., Friedensnobelpreisträger, zahlreiche US-Kongressabgeordnete und ein früherer Direktor der Bundespolizei FBI. Dennoch hatte ein Justizausschuss in Georgia am Dienstag eine Begnadigung abgelehnt.

Davis rief in seiner Botschaft dazu auf, auch nach seinem Tod weiter daran zu arbeiten, seine Unschuld zu beweisen - und die anderer Gefangener. "Dieser Kampf für Gerechtigkeit endet nicht mit mir", hieß es in dem Brief, den Amnesty International USA auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte. "Dieser Kampf ist für alle Troy Davises, die vor mir kamen, und für alle, die nach mir kommen werden."

Umstrittene Hinrichtung

Die Hinrichtung ist eine der umstrittensten in der US-Justizgeschichte überhaupt. Davis soll 1989 in Savannah (Georgia) einen jungen weißen Polizeibeamten umgebracht haben, doch die tatsächliche Schuldfrage erscheint ungeklärt. Zahlreiche Zeugen, die Davis im damaligen Mordprozess belastet hatten, haben in den vergangenen Jahren ihre Aussagen widerrufen oder gravierend abgeändert. Zudem tauchten neue Zeugen auf, nach deren Angaben sich ein anderer Mann zu der Tat bekannt hat.

Unterdessen hat das höchste Gericht der USA zum zweiten Mal innerhalb einer Woche eine in Texas geplante Hinrichtung ausgesetzt. Der 47-jährige Cleve Foster, verurteilt wegen Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Frau, stand nach Medienberichten am Dienstag nur zweieinhalb Stunden vor der Exekution, als der Supreme Court einschritt. Das Gericht will demnach einen Berufungsantrag Fosters prüfen. Darin hat der Häftling mangelhafte Rechtsvertretung während früherer Gerichtsprozeduren geltend gemacht.

dpa