Britischer Premier verfolgt die Strategie der "Null Toleranz"

Britischer Premier verfolgt die Strategie der "Null Toleranz"
"Moralischer Kollaps": Nach den Krawallen will der britische Premier David Cameron will die "gebrochene Gesellschaft" reparieren und dazu die Bildungs- und Gesundheitspolitik der Regierung überprüfen.

Der britische Premierminister David Cameron will nach den Krawallen in England die "gebrochene Gesellschaft" reparieren und seine Regierungspolitik auf den Prüfstand stellen. Großbritannien sehe sich einem "moralischen Kollaps" gegenüber, sagte Cameron am Montag bei einer Rede in einem Jugendzentrum in Oxfordshire. Deshalb sollten unter anderem die Bildungs- und Gesundheitspolitik unter die Lupe genommen werden.

Der Kampf gegen Bandenkriminalität müsse "nationale Priorität" werden, sagte Cameron. Oppositionsführer Ed Miliband warnte vor Schnellschüssen und forderte eine tiefergehende Untersuchung der Ursachen für die Gewalt. Cameron betonte erneut, die Kürzungen bei der Polizei würden wie geplant vorgenommen. Gespart werden müsse bei der Bürokratie. Die Zahl der Polizisten, die auf der Straße im Einsatz seien, bleibe weiterhin hoch genug.

Die Ursache für einen Großteil der Krawalle sieht Cameron in "purer Kriminalität". "Diese Krawalle hatten nichts mir Rassismus zu tun", sagte er. "Diese Krawalle hatten nichts mit Sparmaßnahmen der Regierung zu tun." Das Problem dahinter sei auch nicht Armut. Die Randalierer hätten "pure Gleichgültigkeit gegenüber richtig und falsch" gezeigt, sie hätten "verquere moralische Normen". Dagegen müsse mit Entschlossenheit vorgegangen werden.

Premier fordert eine Taktik der "Null Toleranz" nach US-Vorbild

Bereits am Wochenende hatte der Premier eine Taktik der "Null Toleranz" nach US-Vorbild gefordert und damit den Graben zwischen Politik und Polizei vergrößert. Hochrangige Polizeioffiziere und selbst Politiker der Regierungskoalition kritisierten Camerons neue Linie. Vor allem die Einschaltung des amerikanischen Ex-Polizeichefs Bill Bratton als Berater stieß auf teils heftige Kritik. Miliband von der sozialdemokratischen Labour-Partei forderte erneut eine tiefgreifende Untersuchung der Ursachen für die Krawalle. Armut und soziale Benachteiligung spielten bei den Geschehnissen der vergangenen Woche durchaus eine große Rolle.

Cameron habe "Angst", den wahren Gründen für den sozialen Zusammenbruch ins Gesicht zu sehen. "Der übliche politische Instinkt - eine Menge neuer Gesetzte ankündigen, einen neuen Berater anstellen, ein paar alte Vorurteile und seichte Antworten hervorholen - wird das Bedürfnis der Öffentlichkeit nicht befriedigen", sagte Miliband.

Unterdessen ging die polizeiliche Aufarbeitung der Krawalle weiter. Die Zahl der in Schnellverfahren vor Gericht geführten Randalierer nahm weiter zu. Insgesamt wurden bislang mehr als 2700 Menschen festgenommen. Bei den Unruhen, die am vorvergangenen Samstag in London ausgebrochen waren und sich von dort auf mehrere englische Städte ausgebreitet hatten, waren fünf Menschen ums Leben gekommen. Durch Feuer, Plünderungen und Gewalt entstand Millionenschaden.

dpa