Nur noch eine Kandidatin bei Bischofswahl: Kirsten Fehrs

Nur noch eine Kandidatin bei Bischofswahl: Kirsten Fehrs
Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, ist im Rennen um das Hamburger Bischofsamt ausgeschieden. Auf Bahr entfielen am Freitagabend im dritten Wahlgang 57, auf die Hamburger Pröpstin Kirsten Fehrs 63 Stimmen. Damit tritt Fehrs im vierten Wahlgang alleine an. Für die Wahl zur Bischöfin benötigt sie 71 Stimmen.

Schafft sie dies nicht, ist die Wahl gescheitert und muss mit neuen Kandidaten wiederholt werden. Bereits in den ersten beiden Wahlgängen im Hamburger Michel hatte Fehrs jeweils mehr Stimmen als Bahr bekommen, die notwendigen 71 Stimmen aber verfehlt.

Gesucht wird eine Nachfolgerin für Maria Jepsen. Sie war im Juli vorigen Jahres im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen in der Gemeinde Ahrensburg zurückgetreten. Untersuchungen der nordelbischen Landeskirche bescheinigten ihr im Nachhinein, korrekt gehandelt zu haben.

Petra Bahr: "Wir brauchen einen Kampf um Kultur"

Petra Bahr leitet seit 2006 das Kulturbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie sowie einem Vikariat in Berlin-Wedding war sie an der Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft in Heidelberg tätig. Promovierte hat sie über "Die Darstellung des Undarstellbaren". Bahr ist verheiratet und hat einen dreijährigen Sohn.

Bahr versprach für den Fall ihrer Wahl einen "kommunikativen Leitungsstil". Die Frage nach Gott gehöre auch heute in den öffentlichen Raum, weil sie die Zukunft des Menschen betreffe. Die Kirche stehe klar auf der Seite der Schwachen, werde aber zugleich den Dialog mit Politik und Wirtschaft suchen. Notwendig sei ein kritischer Dialog mit Juden und Muslimen. Bahr: "Wir brauchen keinen Kampf der Kulturen, sondern einen Kampf um Kultur."

Kirsten Fehrs: Kirche steht für Kultur der Begegnung

Kirsten Fehrs ist seit 2006 Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost und Hauptpastorin an der City-Kirche St. Jacobi. Nach Theologiestudium und Vikariat war sie Gemeindepastorin in Hohenwestedt (bei Neumünster). Danach leitete sie das Evangelische Bildungswerk im Kirchenkreis Rendsburg und begleitete als Personal- und Gemeindeentwicklerin den nordelbischen Reformprozess. Fehrs ist verheiratet.

Die Kirche steht nach den Worten Fehrs' für eine Kultur der Begegnung. Bei ihrer Arbeit als Seelsorgerin im Krankenhaus, im Gefängnis und in der Psychiatrie sei es immer um Gespräche gegangen, damit Menschen ihre existenzielle Krise überstehen. Viele Menschen stünden zwar distanziert zur Kirche, nicht aber zu Fragen des Glaubens und der menschlichen Existenz. Auch Fehrs will interreligiöse Gespräche fördern.

Unterschiede bei Haltung zu PID

Die theologischen Positionen der beiden Kandidatinnen liegen vergleichsweise dicht beieinander. Lediglich in der Beurteilung der Präimplantationsdiagnostik (PID) stellten sie Unterschiede heraus. Während Bahr Eingriffe bei künstlich befruchteten Eizellen vor Einpflanzung in die Gebärmutter strikt ablehnt, hält Fehrs eine Embryonentests aus seelsorgerlichen Gründen in Einzelfällen für sinnvoll.

Zuständig ist die neue Bischöfin für den Sprengel Hamburg und Lübeck mit rund 900.000 Kirchenmitgliedern in 226 Gemeinden. Er umfasst die beiden Hansestädte Hamburg und Lübeck, das Hamburger Umland und den Kreis Herzogtum Lauenburg. 

epd/Videos: Nordelbische Kirche