Bühne an der Elbe verträgt kein Hochwasser

Bühne an der Elbe verträgt kein Hochwasser
Dresden - wir haben ein Problem! Die Stadt, in der der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag Anfang Juni stattfinden soll, bietet keinen großen Platz, kein Stadion, keine Wiese für 110.000 Menschen. So viele könnten zum Eröffnungs- und zum Schlussgottesdienst kommen. Was Dresden allerdings hat, ist ein Fluss - mitten in der Stadt. Also bauen die Kirchentagsplaner eine große Bühne ans Ufer der Elbe.
21.05.2011
Von Anne Kampf

"Man traut sich was Besonderes", freut sich Kirchentags-Pressesprecher Hubertus Grass. "Es ist reizvoll, einen Fluss zu nutzen, der landschaftlich prägend ist für diese Stadt." Normalerweise trennt die Elbe Altstadt und Neustadt - beim Kirchentag wird sie beide Seiten miteinander verbinden. Ab diesem Montag bauen Monteure eine rund Bühne ans Neustädter Ufer der Elbe - fast ins Wasser. Die Beteiligten des Eröffnungs- und Schlussgottesdienstes werden die Elbe hinunter Richtung Hamburg schauen, und die Zuschauer sitzen oder stehen an beiden Ufern leicht schräg zum Wasserlauf und schauen elbaufwärts.

"Backstage" ist nicht hinter der Bühne

Die Fläche der Bühne wird 255 Quadratmeter groß sein und theoretisch Platz für 340 Menschen bieten. Für die Beteiligten an den Gottesdiensten gibt es einen Backstagebereich - allerdings nicht "backstage" hinter der Bühne, sondern ein paar Schritte entfernt an Land, oberhalb des Elberadwegs. Der Aufbau kann in drei Tagen geschafft sein, man gönnt sich aber acht Tage - vom 23. bis 31. Mai. Bühnenbau-Planer Helmut Lehwalder kennt Vorbilder für solche Konstruktionen nah am Wasser: Zum Beispiel die Seebühne am Bodensee.

Eigentlich sollte die große Kirchentags-Bühne auf dem Wasser schwimmen, und es hält sich auch hartnäckig das Gerücht, dass es auf dem Kirchentag eine schwimmende Bühne geben soll. Wird es aber nicht. "Das ist technisch nicht machbar", bedauert Pressesprecher Hubertus Grass. "Man kann sie nicht richtig verankern im Wasser. Außerdem dürfen wir die Schifffahrt nicht behindern, und die Bühne muss im Falle von Hochwasser schnell abgebaut werden können." Der Notfallplan von Helmut Lehwalder sieht vor, dass der Abbau der jetzt geplanten Bühne in elf Stunden geschafft ist.

Ab einem Pegel von 2,50 Metern greift "Plan B"

Hochwasser - das ist die große Gefahr. Drei Tage vor dem Kirchentag können die Wettervorhersagen zuverlässige Informationen liefern, wie hoch der Pegelstand der Elbe sein wird. "Ab 2,50 Metern geht es nicht", erklärt Hubertus Grass, "das wird spannend." Allerdings seien Elb-Hochwasser Ende Mai/Anfang Juni eher unwahrscheinlich. Zurzeit steht der Pegel der Elbe bei weniger als 1,20 Meter und damit sogar niedriger als zu erwarten. "Wir müssen eher aufpassen, dass uns der Fluss nicht abhanden kommt", meint Grass.

Sollte es wider Erwarten Anfang Juni doch Hochwasser geben, tritt "Plan B" in Kraft: Die Bühne am Ufer wird wieder abgebaut, und die beiden großen Gottesdienste ziehen auf den Theaterplatz in der Altstadt um. Schon ein Blick auf die Karte macht allerdings deutlich: Das wird eng. Geschätzte 50.000 Menschen passen auf den Platz und die davon abzweigenden Straßen, also nur die Hälfte der Kirchentagsbesucher. Unbequem würde "Plan B" außerdem für das "Diakonische Dorf", das sich auf dem Theaterplatz präsentieren will: "Das muss dann ausweichen", so Grass. Er hofft also mit allen Kirchentags-Planern, dass "Plan A" funktioniert - dass es wenig regnet Ende Mai. Dann wird die besondere Bühne an der Elbe an sich schon eine Attraktion. Und dann hat Dresden kein Problem!  


Anne Kampf ist Redakteurin bei evangelisch.de.