Geheimtreffen der Euro-Länder zur Griechenland-Krise

Geheimtreffen der Euro-Länder zur Griechenland-Krise
Ein geheimes Treffen der Finanzminister mehrerer Euro-Länder zur Schuldenkrise Griechenlands ist ohne konkrete Ergebnisse geblieben. Luxemburg und Frankreich hatten für Freitagabend zu einem informellen Treffen nach Luxemburg eingeladen. Weil die Lage in Griechenland zuletzt "heftig diskutiert" worden war, wollten sich die Minister über die "aktuelle Situation" austauschen, ließ der Vorsitzende der Euro-Gruppe, Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, am Samstag mitteilen.

Angesichts nervöser Kurseinbrüche bei der Gemeinschaftswährung haben Spitzenvertreter der Euro-Gruppe über die Entwicklung im hoch verschuldeten Griechenland beraten. Wie der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou in der Nacht zum Samstag erklärte, habe ein möglicher Austritt Griechenlands aus der Eurozone dabei aber keine Rolle gespielt. An der informellen Sitzung hätten auf Einladung des Vorsitzenden der Euro-Gruppe, Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, am Freitagabend Finanzminister mehrerer EU-Länder teilgenommen, die auch Mitglieder der G20-Staaten seien.

Neben Griechenland seien aber auch eine Reihe anderer Themen besprochen worden. Am Freitag hatte Junckers Sprecher noch bestritten, dass es ein solches Treffen gebe. Ein Bericht von "Spiegel Online", wonach Griechenland die Abschaffung des Euro erwäge, hatte den Kurs der Gemeinschaftswährung unter Druck gesetzt.

Der Einladung von Juncker und der französischen Finanzministerin Christine Lagarde, die derzeit die G20 leitet, seien Finanzminister mehrerer EU-Länder gefolgt, die auch Mitglieder der G20-Staaten seien, hieß es. Griechenlands Finanzminister Giorgos Papakonstantinou habe auf speziellen Wunsch Junckers teilgenommen.

Reformen zugesichert

"Es ist absolut klar, dass während dieser Gespräche nicht über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone gesprochen wurde", heißt es in der in Athen verbreiteten Erklärung Papakonstantinous. Berichte, wonach Griechenland die Abschaffung des Euro und eine Rückkehr zu einer eigenen Währung erwägt, wies er erneut zurück. Einige Medien hätten "in unverantwortlicher Weise und aus Gründen, die nur sie selbst kennen, Informationen dieser Art verbreitet".

Papakonstantinou versicherte abermals, dass Griechenland das mit der EU, dem Internationalem Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank vereinbarte Reform- und Sparprogramm in die Tat umsetzen werde.

"Spiegel Online" hatte am Freitag berichtet, dass die Regierung in Athen angesichts der Proteste gegen ihr Sparprogramm über einen Ausstieg aus der Euro-Zone und die Rückkehr zu einer eigenen Währung nachdenkt und dass bei einem Krisentreffen in Luxemburg darüber beraten werden solle.

Euro-Kurs gefallen

An den Devisenmärkten sackte der Euro-Kurs daraufhin um mehr als einen Cent auf unter 1,44 Dollar ab und baute dadurch seine jüngsten Verluste im Vergleich zur US-Währung noch aus. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,4501 festgelegt, mehr als drei Cent weniger als am Donnerstag (1,4814 Dollar).

Griechenland und die EU-Kommission hatten die Berichte umgehend zurückgewiesen. Auch das Treffen der Euro-Gruppen-Mitglieder wurde lange geheim gehalten. "Ich weiß davon nichts", sagte ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn noch kurz zuvor in Brüssel. Auch Junckers Büro sprach man von "Gerüchten ohne Substanz".

Dem "Spiegel Online"-Bericht zufolge stand auch die seit Wochen heftig debattierte mögliche Umschuldung des südeuropäischen Staates auf der Tagesordnung des Krisentreffens. Aus Deutschland sollten demnach Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen teilnehmen.

Milliardenhilfen von der EU

Griechenland erhält zur Abwendung einer Staatspleite Milliardenhilfen aus einem Rettungspaket von EU und Internationalem Währungsfonds und muss dafür einen harten Sparkurs fahren. Dennoch fielen die Kurse der griechischen Staatsanleihen in den vergangenen Wochen immer tiefer, was die Debatte über eine Umschuldung als weiteres drastisches Mittel zur Lösung der Krise befeuerte.

Unter Finanzexperten ist umstritten, ob ein Austritt aus der Euro-Zone im Alleingang überhaupt möglich wäre. Selbst wenn dies rechtlich und technisch durchführbar ist, gilt die Euro-Abschaffung als hochriskant - riskanter als eine Umschuldung, die Brancheneinschätzungen zufolge ebenfalls unüberschaubare Folgen etwa für die involvierten Banken haben könnte.

Für Griechenland wäre eine im Vergleich zum Euro "günstige" eigene Währung eine Möglichkeit, die Wirtschaft wieder wettbewerbsfähiger zu machen. In der Zeit vor der Einführung der Gemeinschaftswährung hatten einige Länder aus genau diesem Grund ihre Währungen bewusst von Zeit zu Zeit abgewertet.

dpa