Japan: Wasserlecks in AKW Onagawa durch Nachbeben

Japan: Wasserlecks in AKW Onagawa durch Nachbeben
Ein schweres Nachbeben hat Japan erschüttert. Mindestens drei Menschen starben, mehr als 100 wurden verletzt. Zwar blieb der Katastrophenreaktor Fukushima verschont. Doch dafür werden aus einem anderen Atomkraftwerk neue Schäden gemeldet.

Nach dem schweren Erdbeben in Japan sind im abgeschalteten Atomkraftwerk Onagawa mehrere Lecks entdeckt worden. In allen drei Reaktoren sei Wasser auf den Boden geschwappt, teilte der Betreiber Tohoku Electric Power am Freitag mit. Nach Angaben des Fernsehsenders NHK waren es bis zu 3,8 Liter. Das Wasser stammt zum Teil aus Becken, in denen verbrauchte Brennelemente gelagert werden.

Auch an anderen Stellen der Anlage sei Wasser ausgelaufen, berichtete der Betreiber. Außerdem wurden Teile, die den Druck kontrollieren sollen, im Turbinengebäude von Reaktor 3 beschädigt, berichtete NHK. Rund um den Meiler sei aber keine erhöhte Strahlung gemessen worden.

Nach dem heftigsten Nachbeben seit der Katastrophe am 11. März waren in dem AKW zwei der insgesamt drei äußeren Stromversorgungen ausgefallen. Das Kraftwerk ist seit dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami vor vier Wochen zwar abgeschaltet. Die Brennelemente müssen aber weiter gekühlt werden. Dafür wird Strom gebraucht. Die Kühlung habe kurzzeitig ausgesetzt, funktioniere aber wieder, berichtete der Sender. Eine übriggebliebene externe Energiequelle versorge die Anlage ausreichend.

Die Zahl der Todesopfer bei einem schweren Nachbeben in Japan hat sich bis Freitagvormittag (Ortszeit) auf drei erhöht. Mindestens 140 Menschen wurden bei dem Beben der Stärke 7,4 kurz vor Mitternacht (Ortszeit) verletzt, berichtete der Sender NHK.

Tsunami-Warnung wieder aufgehoben

Der Erdstoß löste zahlreiche Brände aus und verursachte in der Stadt Sendai mehrere Lecks im Gasversorgungsnetz. Bahnverbindungen wurden unterbrochen, vereinzelt fielen Telefonnetze aus. In der Präfektur Miyagi blieben über 8.000 Häuser ohne Wasser und Gas, während in bis zu drei Millionen Haushalte in den Präfekturen Aomori und Akita der Strom ausfiel, da mehrere Thermalkraftwerke abgeschaltet wurden.

Das Epizentrum lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS in einer Tiefe von etwa 40 Kilometern in der Präfektur Miyagi, 66 Kilometer östlich von Sendai, das bereits bei der Katastrophe am 11. März verwüstet worden war. Die Hauptstadt Tokio ist rund 330 Kilometer entfernt. Eine Tsunami-Warnung wurde schon eine Stunde nach dem Beben aufgehoben.

Keine neue Schäden in Fukushima

Im Katastrophenreaktor Fukushima gab es durch das Nachbeben keine neuen Schäden, wie der Betreiber Tepco mitteilte. Dort bemühten sich Arbeiter weiter, einen drohenden Super-GAU zu verhindern.

Die Kühlung der Reaktoren mit Wasser funktioniere auch nach dem Beben weiter, berichtete die Agentur Kyodo. Die Techniker seien in Sicherheit gebracht worden, verletzt worden sei niemand. Die Arbeiter sollten die Anlage nach Aufhebung der Tsunami-Warnung kontrollieren.

Es wurde nach Angaben von Tepco auch weiter Stickstoff in das Reaktorgehäuse am Block 1 eingeleitet. Die Maßnahme läuft erst seit Donnerstag. Das Gas soll das brisante Luftgemisch im Innern verdünnen und so verhindern, dass es zu neuen Wasserstoff-Explosionen wie kurz nach der Havarie kommt. Kyodo meldete, der Energiekonzern wolle über sechs Tage fast 6000 Kubikmeter Stickstoff zuführen. Die Reaktorblöcke 2 und 3 könnten folgen.

Erweiterung der Evakuierungszone

Die japanische Regierung zieht inzwischen eine Erweiterung der Evakuierungszone um den Katastrophenreaktor in Erwägung. In der Presse wurde spekuliert, die Regierung könnte auch den Bewohnern außerhalb eines 30-Kilometer-Radius' um Fukushima raten, das Gebiet zu verlassen. Regierungssprecher Yukio Edano hatte am Donnerstag erklärt, Experten hätten schon Beratungen über angesammelte Strahlungswerte aufgenommen, die Grundlage für weitere Evakuierungsmaßnahmen sein könnten.

Bisher hat Tokio lediglich eine 20-Kilometer-Zone rund um den Reaktor evakuieren lassen, die Bewohner im Bereich zwischen 20 und 30 Kilometern dürfen selbst entscheiden, ob sie bleiben oder gehen wollen. Ihnen wurde lediglich empfohlen, sich nicht im Freien aufzuhalten.

Bei einem ersten Einsatz innerhalb der 20-Kilometer-Zone suchten etwa 300 Polizisten in Schutzkleidung nach Opfern der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom 11. März. Mit schwerem Gerät räumten sie Trümmer beiseite und bargen schon nach kurzer Zeit drei Tote, wie die Agentur Jiji Press berichtete. Allein in Fukushima gelten etwa 3.900 Bewohner seit dem Unglück als vermisst.

dpa