PID: Experten sehen "schwierige Rechtsfragen"

PID: Experten sehen "schwierige Rechtsfragen"
Bei einer Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) in Deutschland müssten die Regelungen für künstliche Befruchtung voraussichtlich ebenfalls geändert werden. Darauf verwiesen internationale Experten bei einer Anhörung des Deutschen Ethikrates am Donnerstag in Berlin. In Europa ist die genetische Untersuchung von Embryonen vor der Einpflanzung in die Gebärmutter nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz verboten.

Der Präsident der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie (ESHRE), Luca Gianaroli, berichtete, dass die PID nur mit einer größeren Anzahl von durch künstliche Befruchtung entstandenen Embryonen erfolgreich vorgenommen werden könne. In Italien sei die Gendiagnose eine Zeit lang nur an zwei Embryonen erlaubt gewesen. "Das war eine Katastrophe", sagte Gianaroli. Der Reproduktionsmediziner wollte sich nicht auf eine genaue Zahl festlegen, deutete aber an, dass mehr als fünf Embryonen für eine PID vorhanden sein sollten.

In Belgien und Großbritannien erlaubt

In Deutschland würde dies eine Änderung der Vorschriften für künstliche Befruchtung notwendig machen. Bislang werden pro Zyklus der Frau nur so viele Eizellen befruchtet, wie auch eingesetzt werden sollen, maximal drei. In einigen Ländern, in denen die PID erlaubt ist, werden die überzähligen Embryonen eingefroren.

Der belgische Reproduktionsmediziner Paul Devroey sprach sich bei der Anhörung vehement dafür aus, einer Frau nur einen Embryo einzusetzen, um Mehrlingsschwangerschaften zu vermeiden. In Belgien ist dies auch nach einer PID so geregelt. Die Präimplantationsdiagnostik ist in Belgien seit 1993 erlaubt, darf aber nur an Universitäten oder Einrichtungen vorgenommen werden, an denen es ein Zentrum für Reproduktionsmedizin und für medizinische Genetik gibt.

Liste von Indikationen

Wenn ein Paar eine PID vornehmen lassen will, muss es sich von Genetikern, Fortpflanzungsspezialisten und Psychologen beraten und untersuchen lassen. Stimmen alle und eventuell noch eine Ethik-Kommission einer PID zu, muss sich das Paar beim belgischen Gesundheitsministerium registrieren lassen. Das Ministerium erhält auch einen Bericht über den Verlauf und das Ergebnis. Die PID ist für rund 100 Erkrankungen in Belgien zugelassen. Die Liste werde aber stetig aktualisiert, sagte Devroey.

Auch in Großbritannien, wo die PID seit 1990 zugelassen ist, gibt es eine Liste von Indikationen. Wenn ein lizensiertes Zentrum eine PID aufgrund einer neuen Indikation vornehmen, muss es dies extra beantragen, berichtete die stellvertretende Vorsitzende der britischen Behörde für Fortpflanzung und Embryologie, Emily Jackson. Manche Krankheiten blieben eine Einzelfallentscheidung. Bei der Frage, ob eine Krankheit in die Liste aufgenommen werde, spiele es auch eine Rolle, wie sie behandelbar sei und wie schwer die Symptome seien.

epd