Lebensläufe in Ost und West unterscheiden sich noch immer

Lebensläufe in Ost und West unterscheiden sich noch immer
Auch 20 Jahre nach der deutschen Einheit bleiben die Lebensverläufe in Ost und West verschieden. Eltern ohne Trauschein und Vollzeit arbeitende Mütter ohne Religion gebe es vor allem im Osten der Bundesrepublik, teilte das Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock mit. Im Westen hingegen dominierten Ehe, christliches Glaubensbekenntnis und Elternpaare, in denen vorwiegend der Mann voll arbeitet.

Seine Untersuchungen hat das Institut den Angaben zufolge jetzt in der Broschüre "Familie und Partnerschaft in Ost- und Westdeutschland" veröffentlicht, die eine Bestandsaufnahme aus eigener Forschung und neuesten amtlichen Statistiken liefert. Demnach bekommen Frauen im Osten mehr Kinder als im Westen. Der Trend gehe allerdings zur Ein-Kind-Familie. Kinderlosigkeit sei dagegen ein Phänomen des Westens. Jede fünfte Frau im Alter von 44 bis 48 Jahren in den alten Bundesländern habe keine Kinder, heißt es. Im Osten seien es nur zwölf Prozent.

Auch bekommen ostdeutsche Frauen mit durchschnittlich 27,5 Jahren ihr erstes Kind gut ein Jahr früher als westdeutsche. Zudem waren 2009 drei von vier Erstgeburten in Ostdeutschland nicht ehelich. Das sei Weltspitze, heißt es. In Westdeutschland lag der Anteil bei 36 Prozent.

Der Osten ist in manchem Vorreiter

Insgesamt folge der Westen der Entwicklung im Osten: Während in den neuen Ländern inzwischen 61 Prozent aller Kinder nicht ehelich sind, liege die Quote in den alten Bundesländern nunmehr bei einem Viertel. Das seien doppelt so viele wie vor 20 Jahren.

Wegen eines Kindes zu heiraten, ist eher im Westen verbreitet. Noch in der Schwangerschaft gehe dort der Anteil unverheirateter Frauen von 51 auf 31 Prozent zurück. Im Osten sinke er dagegen lediglich von 76 auf 64 Prozent. Zudem heirateten zwölf Prozent der westdeutschen Paare, wenn sie zusammenziehen. In Ostdeutschland sind es nur drei Prozent.

"Entscheidend ist die Religion"

Die Unterschiede könnten auch an den verschiedenen Einstellungen zur Religion liegen, mutmaßen die Rostocker Demografie-Forscher. Die ostdeutschen Mütter gehören fast flächendeckend keiner Religion an, die Mütter im Westen sind fast alle christlich getauft. Stabiler seien die Ehen deshalb aber nicht, denn nach fünf Jahren seien sowohl im Osten als auch im Westen acht Prozent der Paare wieder geschieden, heißt es.

Während im Osten fast jedes zweite Paar angebe, dass beide Partner zu je gleichen Teilen die Kinder betreuen, sei das im Westen nur bei knapp jedem dritten Paar der Fall. Unter den kinderlosen Paaren haben in Ost wie in West in 60 Prozent der Fälle beide Partner einen Vollzeitjob. Die Unterschiede beginnen mit dem Nachwuchs. Im Osten arbeiten dann noch 28 Prozent der Paare beide voll, im Westen nur sieben Prozent. Dort gelte in stärkerem Maß, dass die Frau die Kinder umsorgt und der Mann das Geld verdient.

epd