TV-Tipp des Tages: "Das Wunder von Loch Ness"

TV-Tipp des Tages: "Das Wunder von Loch Ness"
Gibt es das "Ungeheuer von Loch Ness"? In dieser Sat.1-Komödie zerlegt es jedenfalls mal locker das Boot von zwei Anglern. Und auch sonst ist der Film ziemlich magisch.
20.09.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Das Wunder von Loch Ness" , Dienstag, 21. September, 20.15 Uhr bei Sat.1

Im packenden Prolog zerlegt ein Seeungeheuer das Boot zweier harmloser Angler, aber dann wandelt sich der Film zu einer jener Komödien, in denen Kinder einen Partner für ihre alleinstehenden Eltern suchen: Der elfjährige Tim (Lukas Schust), ein echter Klugscheißer, hat eine Kontaktanzeige aufgegeben. Mutter Anna (Lisa Martinek) ist Biologin, läuft gern barfuß durch die Großstadt und mag es gar nicht, wenn die kleine Nervensäge in ihr Leben eingreift. Derweil sucht Tims angeblich verschollener Vater Eric (Hans-Werner Meyer) im fernen Schottland nach "Nessie", und weil ein TV-Reporter (Thomas Fritsch) ein Interview mit ihm führt, fällt Tim im fernen München aus allen Wolken. Heimlich reist er zum Loch Ness, gibt sich Eric gegenüber als Reporter einer Schülerzeitung aus und fragt ihn ein Riesenloch in den Bauch, plumpst aber dann ins Wasser – und jetzt geht die Geschichte erst richtig los.

Es gibt allerdings eine weitere, jedcoh animierte Hauptfigur, und sie ist der Star des Films: Oki sieht ein bisschen aus wie eine Kreuzung aus Gollum ("Herr der Ringe") und E.T., ist aber weder Hobbit noch Außerirdischer, sondern 603 Jahre alter Druide und Hüter eines uralten Schatzes. Dieser "Stein der Druiden" verleiht seinem Besitzer unermessliche Macht, und ausgerechnet ein mieser Mitarbeiter Erics will ihn sich unter den Nagel reißen. Oki hat Tim gerettet, und gemeinsam bringen sie den Stein in Sicherheit.

Viele Effekte

Einmal am Loch Ness (in Wirklichkeit der österreichische Weißensee) angekommen, lässt die Handlung (Buch: Daniel Maximilian, Thomas Pauli, Regie: Michael Rowitz) alle Komplexität fahren und setzt voll auf Effekte. Aber das funktioniert, weil die Figuren gut eingeführt worden sind; und weil die Firma Trixter richtig gute Arbeit geleistet hat. Oki, markant gesprochen von Rufus Beck, ist im Nu als gleichwertige Figur akzeptiert. Der Rest ist mysteriöse grüne Strahlung und allerlei unterhaltsame Einfälle, etwa der "Wald des Schweigens", der sich unerwartet aggressiv gegen Krach zur Wehr setzt, oder die "Todesschlucht", in der man die giftige Luft einatmen muss, um zu überleben.

Außerdem sorgt Thomas Fritsch immer wieder dafür, dass gerade Tim nie ernstlich in Gefahr gerät. Der Reporter aus dem Prolog tritt auch mal als Taxifahrer auf, ist aber in Wirklichkeit niemand anders als der legendäre Merlin. "Nessie", auch das ein hübscher Einfall, ist übrigens in Wirklichkeit ein U-Boot, mit dem Oki vom Versteck des Steins abzulenken pflegt. Eine märchenhafte Komödie, die am Ende noch richtig dramatisch wird. In der nächsten Woche (am 28.9.) zeigt Sat.1 die Fortsetzung: "Das zweite Wunde von Loch Ness". 


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).