Motiv für Amoklauf in Lörrach völlig unklar

Motiv für Amoklauf in Lörrach völlig unklar
Die Amokläuferin von Lörrach war eine 41-jährige Rechtsanwältin. Das teilte die Polizei am Montag mit. Das Motiv für die Bluttat lag zunächst weiter im Dunklen. Eine Regionalzeitung berichtete, es habe möglicherweise einen Sorgerechtsstreit gegeben.

Die Amokläuferin von Lörrach hat ihren Mann und ihren fünfjährigen Sohn vor der Explosion in der Wohnung getötet. Das hat Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) am Montag in Lörrach bestätigt. Der 44-jährige Mann und der gemeinsame Sohn seien bereits tot gewesen, als es zur Explosion kam, die die Frau mit Brandbeschleunigern verursacht hatte.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa aus Polizeikreisen erschoss die 41-jährige Anwältin ihren getrennt von ihr lebenden Mann mit einer Sportwaffe Kaliber 22. Wie der Sohn zu Tode kam, ist noch unbekannt. Die Frau war Sportschützin und besaß legal mehrere Waffen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dpa am Montag aus Polizeikreisen. Das erklärt auch, woher die 41-jährige Rechtsanwältin die Sportwaffe und die Munition für die Bluttat hatte. Als Einsatzkräfte an dem Wohnhaus eintrafen, flüchtete die Frau in eine benachbarte Klinik. Auf dem Weg schoss sie zwei Menschen an, im Krankenhaus tötete sie einen Krankenpfleger und verletzte einen Polizisten. Dann erschossen Beamte die Frau

Zeitung berichtet über Sorgerechtsstreit

Die 41-Jährige soll neben der kleinkalibrigen Faustfeuerwaffe noch mit einem Messer bewaffnet gewesen sein. Die Wohnung wurde komplett verwüstet. Die Wucht der Detonation sei gewaltig gewesen, sagte der Einsatzleiter.

Der Mann und der Junge lebten gemeinsam in der Wohnung, die Frau nicht. Die Anwältin habe dort aber ihre Kanzlei gehabt. Der Fünfjährige sei am Sonntag bei der Mutter zu Besuch gewesen. Die "Badische Zeitung" berichtete unter Berufung auf Nachbarn, die Frau habe mit dem Vater des Kindes offenbar einen Sorgerechtsstreit gehabt. Die Frau sei als schwierig und verbittert wahrgenommen worden.

Der Pfleger im Elisabethen-Krankenhaus erlitt Stichverletzungen und Kopfschüsse. Die Amokläuferin habe ihn ersten Ermittlungen zufolge nicht gezielt ausgewählt, sagte ein Polizeisprecher. "Wir gehen eher davon aus, dass es eine zufällige Begegnung war." Die Analyse dauere aber noch an. Der verletzte Polizist hat einen Kniedurchschuss. Die beiden ebenfalls schwer verletzten Passanten erlitten einen Rückendurchschuss sowie einen Streifschuss am Kopf. Lebensgefahr bestand bei keinem der Verletzten mehr.

Bischöfe bestürzt

Die Polizei erschoss die Amokläuferin im Flur des ersten Obergeschosses, in der gynäkologischen Abteilung. Zuvor hatte sie dort wild um sich gefeuert. "Durch ihr beherztes Eingreifen haben die eingesetzten Beamten Schlimmeres verhindert", erklärte der baden- württembergische Landespolizeipräsident Wolf Hammann. Von der Explosion bis zum letzten Schuss seien nicht einmal 40 Minuten vergangen.

Aus dem brennenden Haus rettete die Feuerwehr sechs Erwachsene und ein Kind. 15 Bewohner mussten mit Rauchgasvergiftungen in Krankenhäuser gebracht werden. Insgesamt waren rund 300 Polizisten und Rettungskräfte im Einsatz.

Ihre Bestürzung über den Amoklauf haben auch der katholische Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch und der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer geäußert. Die Tat in einem Krankenhaus sei beklemmend und beängstigend, sagte Fischer am Montag in Karlsruhe. Fischer und Zollitsch riefen zum Gebet für die Opfer und ihre Angehörigen sowie für die Einsatzkräfte auf.

Abendgebet für Opfer und Angehörige geplant

Mehrere evangelische Seelsorger sind seit Sonntagabend in der katholischen Klinik im Notfalleinsatz, wie die Dekanin von Lörrach, Bärbel Schäfer, am Montag dem epd sagte. Über ein telefonisches Netzwerk seien mehrere Notfallseelsorger frühzeitig informiert worden und an den Tatort gekommen. Derzeit werde mit den katholischen Kollegen überlegt, wie eine Gedenkfeier gestaltet werden könne.

Die in der Nähe liegende evangelische Christuskirche ist bereits seit Montag geöffnet, damit Trauernde die Gelegenheit haben, etwa Kerzen aufzustellen. Am Abend sollte es ein Abendgebet für Opfer und deren Angehörige geben. Die Oberbürgermeisterin von Lörrach, Gudrun Heute-Bluhm, äußerte sich ebenfalls geschockt über die Bluttat.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, zeigte sich erfreut, dass das Einsatzkonzept für Amokläufe sich in Lörrach bewährt habe. "Das schnelle und beherzte Eingreifen der baden-württembergischen Polizei in einer unübersichtlichen und chaotischen Situation hat möglicherweise weitere Opfer verhindert." Er forderte Personal für Kontrollen bei privaten Waffenbesitzern.

dpa/epd