Gern und Meister: Die Kandidaten im Porträt

Gern und Meister: Die Kandidaten im Porträt
Wolfgang Gern und Ralf Meister kandidieren für das Bischofsamt in der Landeskirche Hannover. Gern ist Chef der hessen-nassauischen Diakonie, Meister ist Berliner Generalsuperintendent. Zwei Kandidaten, zwei kurze Porträts.

Wolfgang Gern

Der Diakonie-Chef von Hessen-Nassau, Wolfgang Gern (59)  leitet seit 2000 das Diakonische Werk in Hessen-Nassau mit insgesamt mehr als 15.000 Mitarbeitenden. Als Sprecher der Nationalen Armutskonferenz tritt der gebürtige Berliner seit 2007 zugleich bundesweit für die Belange armer Menschen und für soziale Gerechtigkeit ein.

Unermüdlich fordert der promovierte Theologe gemeinsam mit Gewerkschaften und Sozialverbänden die Bundesregierung zum Kampf gegen die Armut auf, prangert Lohndumping an und protestiert gegen die seiner Meinung nach viel zu niedrig bemessenen Hartz-IV-Sätze. Auch für Flüchtlinge, behinderte Menschen und gegen Atomwaffen erhebt er seine Stimme. Steuersenkungen lehnt er ab.

Schon als junger Mensch hat Gern sich kirchlich und sozial engagiert. Mit 20 war er Jugenddelegierter in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit 22 ging er als Flüchtlingshelfer nach Vietnam. Mit 26 studierte er in Indien.

Damals begann seine wissenschaftliche Arbeit. Nach der Promotion arbeitete der verheiratete Vater eines erwachsenen Sohnes als Hochschulassistent in Heidelberg. Danach war er Pfarrer im Odenwald.
Später leitete er das Seminar der Gossner Mission in Mainz und war als Lehrbeauftragter für Sozialethik in Marburg tätig. 2008 kandidierte er für das Amt des Kirchenpräsidenten in Hessen-Nassau, das dem Bischofsamt gleichwertig ist, unterlag aber gegen Volker Jung.

Ralf Meister

Der Berliner Generalsuperintendent Ralf Meister (48)  ist seit dem Frühjahr 2008 Regionalbischof in Berlin. Bundesweit wurde er in den vergangenen sechs Jahren vor allem als Sprecher des "Wortes zum Sonntag" bekannt. Dabei ist ihm wichtig, vom ganz normalen Leben der Menschen und ihrer Suche nach Gott zu erzählen.

Der gebürtige Hamburger studierte evangelische Theologie und Judaistik in seiner Heimatstadt und in Jerusalem. Berufliche Stationen des verheirateten Vaters von drei Kindern waren unter anderen das Rundfunkreferat in Kiel und die Propstei in Lübeck. In den sieben Jahren unter seiner Leitung setzte der Kirchenkreis als erster in der nordelbischen Kirche eine Gemeindereform um. Der dynamische Prediger sagt, dass es gerade in schwierigen Zeiten die Rolle der Kirche sei, Resignation zu verhindern.

Auch als Regionalbischof in der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz will sich Meister nach eigenen Worten «nicht mit dem verbreiteten Gewohnheitsatheismus» in der Metropole abfinden. Er sucht nach immer neuen Möglichkeiten, das Evangelium kreativ in die Öffentlichkeit zu bringen.

Unter anderem rief er bisher eine ökumenische Karfreitagsprozession durch das Zentrum Berlins ins Leben und verfasste den "Berliner Brief" - einen Dankesbrief an alle evangelischen Haushalte in Berlin. Hier heißt es unter anderem: "Als Mitglied unserer Kirche gehören Sie zu denen, die diese Stadt gerechter und menschlicher machen.